Cybercrime wächst rasant, 2021 ist die Zahl der Delikte um 26 Prozent angestiegen. Zwei Drittel der heimischen Händler waren bereits Opfer von Online-Betrug. Pandemie, Ukraine-Krise und Inflation erhöhen das Risiko zusätzlich. Auch die Gefahren von Ransomware oder eines Blackouts (breitflächiger Stromausfall) ist real, zumal wenn Cyberkriminelle ihre Finger im Spiel haben.
Wie können Wirtschaft, Handel und Politik darauf reagieren? Wie kann unsere Cyberresilienz gestärkt werden? Darüber diskutierten die führenden österreichischen Sicherheitsexpert:innen mit rund 100 hochkarätigen Gästen am 24. Mai beim Sicherheitsgipfel 2022 im Bundeskriminalamt in Wien.
62% aller heimischen Händler waren bereits Opfer
Cybercrime & Betrug im eCommerce nehmen laufend zu. Im Vorjahr ist die Zahl der weltweiten Ransomware-Angriffe mit +435 Prozent regelrecht explodiert.
„Ein Drittel aller heimischen Konsument:innen hat bereits negative Erfahrungen mit Cybercrime gemacht. Jeder Zweite schätzt die Gefahren als hoch ein. Der eCommerce-Boom hat zu häufigeren Delikten, neuen Betrugsmaschen und auch zu deutlich höheren Schäden geführt. Manche Unternehmen werden mit DDOS Attacken beschossen, sodass keine Bestellungen mehr möglich sind. Anderen werden die Daten von Hackern verschlüsselt oder gesperrt – verbunden mit einer Bitcoin-Lösegeld-Forderung. Wieder andere sehen sich mit Millionenstrafen konfrontiert, weil durch Hacks personenbezogene Daten entwendet und veröffentlicht wurden“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in seiner Eröffnungsrede.
„Wir Händler müssen die größtmögliche Sicherheit im digitalen Raum gewährleisten, um Neukunden zu gewinnen und Stammkunden nicht zu verlieren. Vorbereitung ist dabei die halbe Miete – je besser die Vorbereitung, desto besser werden die Geschäfte laufen. Daher ist die langjährige, enge Kooperation mit dem Bundeskriminalamt und der Initiative GEMEINSAM.SICHER für uns von entscheidender Bedeutung.“
„Das große Interesse am Sicherheitsgipfel zeigt, wie wichtig das Thema Cyberkriminalität in den letzten Jahren geworden ist. Die Digitalisierung öffnet uns zwar viele Türen, doch leider mit einem bitteren Beigeschmack. Egal ob Schadsoftware, Datendiebstahl oder digitale Erpressung, die Möglichkeiten von Cyber-Kriminellen nehmen gerade in diesem Bereich rasant zu. Umso wichtiger ist der laufende Austausch mit dem Handel und die langjährige Zusammenarbeit mit dem Handelsverband. Daher unterstützen wir auch zukünftig Events dieser Art“, bestätigte Manuel Scherscher, Vizedirektor des Bundeskriminalamts und Leiter der Initiative GEMEINSAM.SICHER in Österreich in seinem Eingangsstatement.
„Das Wissen über Cybercrime und eCommerce Fraud allein reicht aber nicht, man muss dies auch anwenden. 62 Prozent der österreichischen Handelsbetriebe sind bereits Opfer von Betrug im Netz geworden, ein Viertel der Unternehmen sogar schon mehrmals. Daher appelliere ich an alle Händler:innen: Investieren Sie in eine hochwertige, sichere IT-Infrastruktur und schulen Sie Ihre Mitarbeiter:innen“, ergänzte Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.
Cybercrime: ein kriminelles Massenphänomen!
Welche gewaltigen Herausforderungen die Abwehr von Datendiebstahl, Ransomware und anderen Cyberattacken mit sich bringt, darüber sprachen Gerald Reischl (AT&S) und Lukas Spitaler (Microsoft) in ihren Keynotes.
Hierzulande hat rund ein Fünftel der Konsument:innen bereits unliebsame Erfahrungen mit Fake-Webshops machen müssen. Gleichzeitig ist IT-Sicherheit für Online-Shopper eines der wichtigsten Kaufkriterien. Worauf Konsument:innen beim Online-Shopping besonders achten müssen, welche Betrugsformen am häufigsten auftreten und wie sinnvoll eCommerce-Gütesiegel tatsächlich sind – das waren die Kernfragen der ersten Podiumsdiskussion „Gemeinsam sicher im Handel“ mit Philipp Ast(Blue Tomato), Gerald S. Eder (CRIF), Thomas von der Gathen (PSA), Heinz Schiller (Österreichische Post), Bernhard Schafrath (Bundeskriminalamt) und Patricia Grubmiller (Handelsverband).
Bedrohung Blackout: Was geht, wenn nichts mehr geht?
Der zweite Teil des Sicherheitsfipfels stand ganz im Zeichen eines ebenso spannenden wie beunruhigenden Themas: Blackout, also ein überregionaler Zusammenbruch der Stromversorgung. Ohne Stromversorgung würden weite Teile der Wirtschaft und der Gesellschaft nicht mehr funktionieren, mit dementsprechend gravierenden Folgen – mahnte Blackout-Experte Herbert Saurugg (Österreichische Gesellschaft für Krisenvorsorge) in seinem Vortrag.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den kommenden fünf Jahren zu einem größeren Stromausfall in Österreich kommen wird, liegt laut Bundesheer bei 100 Prozent. Wie ein breitflächiger Blackout ablaufen könnte, welche Folgen das für uns alle hätte und welche Präventionsmaßnahmen empfehlenswert sind – darüber sprach der Leiter des Handelsverband-Ressorts „Sicherheit im Handel“ Robert Spevak (METRO) mit Brigadier Philipp Eder (Bundesministerium für Landesverteidigung), Ministerialrat Jürgen Dachauer (Direktion Staatschutz und Nachrichtendienst, DSN), Johanna Ullrich (SBA Research),Bernhard Zacherl (EY Österreich) und Herbert Saurugg.