Für die heimische PV-Branche wars wie ein Paukenschlag als am Freitag die ersten Insolvenzmeldungen der Suntastic.Solar-Gruppe beim Landesgericht Korneuburg eingegangen sind. Inzwischen gibt’s dazu die ersten Zahlen und Details – sowie die Insolvenzmeldungen von zwei weiteren Suntastic-Töchtern.
Dass es um die europäische Photovoltaik-Branche schon mal besser gestanden ist, ist wahrlich kein großes Geheimnis. Dabei ist die angespannte Situation durch mehrere Faktoren geprägt. Ein wesentlicher Punkt ist freilich der drastische Preisverfall von Photovoltaikmodulen und -systemen. Dieser Preisverfall ist größtenteils auf technologische Fortschritte und Skaleneffekte zurückzuführen, die die Produktionskosten gesenkt haben. Zudem haben die hohe Wettbewerbsintensität und der Preisdruck zu einem anhaltenden Preisrückgang geführt.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das latente Überangebot am globalen Markt. Viele Hersteller, insbesondere aus China, haben ihre Produktionskapazitäten in den letzten Jahren so stark erhöht, dass sie jetzt auf ihren Produkten sitzenbleiben – weil sogar der chinesische Heimatmarkt schwächelt. Dieses Überangebot verschärft den Preisdruck zusätzlich, da die Hersteller versuchen, ihre Lagerbestände rasch abzubauen. Wie internationalen Medienberichten zu entnehmen ist, ist die Situation inzwischen selbst den Chinesen nicht mehr ganz geheuer.
PV-Geschäft ist eingebrochen
Hinzu kommt schließlich der Nachfragerückgang in einigen wichtigen Märkten. In Europa beispielsweise haben Veränderungen in der Förderpolitik und die Reduzierung von Subventionen zu einem Rückgang der Investitionen in neue Photovoltaikprojekte geführt. Ähnliches gilt für Märkte, wo wirtschaftliche Unsicherheiten, regulatorische Änderungen und überlastete Stromnetze die Investitionsbereitschaft beeinflussen. Und auch die inzwischen wieder stark gesunkenen Energiepreise tragen das Ihrige dazu bei. Insgesamt führt diese Kombination zu einer schwierigen Marktlage für die Photovoltaik-Branche, die zweifellos auch zu einer kräftigen Konsolidierung der Branche führen wird.
Suntastic ist nicht das einzige, aber derzeit mit Sicherheit das prominenteste Opfer der aktuellen Konsolidierungswelle. Dass es ausgerechnet den Bisamberger PV-Distributor getroffen hat, ist aber auch keine große Überraschung, zumal man ausschließlich aufs Thema Photovoltaik setzt – und so eventuelle Rückgänge und Verluste nicht mit anderen Geschäftsbereichen abfedern konnte. Bereits seit Dezember des Vorjahres machten in der Branche daher Gerüchte die Runde, wonach es mit der Liquidität von Suntastic nicht gerade zum Besten bestellt sei. Dass es dann aber so schlimm kommen sollte, damit hat keiner gerechnet.
Suntastic-Handel mit 26 Mio. Euro Schulden
Am Freitag mussten nun sowohl die Suntastic.Solar Handels GmbH als auch die Suntastic.Solar Holding Insolvenz anmelden, wobei der Handelsbereich quasi das Herzstück der gesamten Suntastic-Gruppe ist/war. Dementsprechend happig fallen hier auch die Verbindlichkeiten aus: Laut Schuldnerangaben belaufen sich diese auf rund 26. Mio. Euro., verteilt auf etwa 337 Gläubiger. Die Aktiva wurden mit 3,3 Mio. Euro angesetzt. 80 Leute sind im Unternehmen aktuell noch beschäftigt, wobei hier vermutlich nicht sehr viele überbleiben werden: Laut interner Informationen sollen im Zuge der Insolvenz bis zu zwei Drittel der Mitarbeiter gehen müssen. Die Kreditschützer rechnen aktuell mit 42 wegfallenden Stellen.
Zu den wirtschaftlichen Hintergründen
Laut Angaben der Schuldnerin ist das Geschäftsvolumen in den vergangenen Jahren extrem stark gewachsen. Die Umsatzerlöse konnten von 16 Mio., im Jahr 2020 auf rund 125 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2023 gesteigert werden. Im Jahr 2023 sei der Markt für Photovoltaik Anlagen überraschend eingebrochen – konkret mit der doch recht überraschenden 0%-Steuer-Ankündigung von BM Leonore Gewessler. Im Jahr 2024 habe sich die Geschäftslage dann nicht wieder entspannt, sondern weiter verschärft, sodass mit dem Eigenantrag auf Insolvenzeröffnung reagiert werden musste. Der Markteinbruch hatte außerdem zur Folge, dass Suntastic über ein Warenlager verfügt, welches nun nur noch mit einem Abschlag von rund 75 % bewertet werden kann.
Detail am Rande
Die Schuldnerin wurde ursprünglich im Jahr 2004 unter der Firma „Monitors & More IT Handels GmbH“ gegründet. Im Jahr 2015 kam es dann zur Änderung der Firma in „Suntastic.Solar Handels GmbH“.
Auch die Holding ist bankrott
Gemeinsam mit der Handels GmbH wurde auch ein Insolvenzantrag für die übergeordnete Holding eingebracht. Diese hat die Verwaltung und Leitung der Beteiligungen an Unternehmen zum Gegenstand; konkret an Unternehmen der gesamten Suntastic.Solar-Gruppe. Von diesem Insolvenzverfahren sind laut Kreditschützer 45 Mitarbeiter betroffen und die Verbindlichkeiten werden mit rund 13 Mio. Euro beziffert. Laut vorliegender Unterlagen sollen bei der Holding 177 Gläubiger vom Sanierungsverfahren betroffen sein. Die Aktiva werden mit 1,22 Mio. Euro bewertet.
Hauptursache für die Holding-Pleite ist klarerweise die Insolvenz der Handels GmbH, da sie dadurch mit hohen Forderungsausfällen bzw. einer einhergehenden Wertberichtigung konfrontiert ist. Laut eigener Angaben hat die Holding gegenüber ihrer Handels-Tochter noch Forderungen in Höhe von 4,24 Mio. Euro offen. Ein von der Schuldnerin erarbeitetes Restrukturierungskonzept sieht für die Holding jetzt vor, dass 23 Dienstnehmer nicht weiter beschäftigt werden können und lediglich 22 während der Sanierung im schuldnerischen Unternehmen verbleiben können.
Zwei weitere Konkurse in der Gruppe
Erst heute (Montag, 03.06.2024) wurden auch für die Suntastic.Solar Installations GmbH und die pvk.solar Montage GmbH Insolvenzanträge eingebracht. Zumindest letzteres Unternehmen soll – das wurde seitens der Schuldnerin bereits angekündigt – geschlossen werden. Das Konkursverfahren über die pvk wurde auch schon eröffnet: 28 Dienstnehmer sind betroffen, die Verbindlichkeiten betragen hier 1,4 Mio. Euro. Ob auch die Installations GmbH geschlossen werden soll, ist derzeit noch unklar: Die Kreditschützer bezeichnen es jedenfalls als Konkurs- und nicht als Sanierungsverfahren.
Von den Pleiten nicht betroffen sind weiterhin die beiden Töchter Suntastic.solar Contracting GmbH (diese wurde 2022 gegründet und hat die Finanzierung und den Betrieb von PV-Anlagen auf fremden Grund zum Gegenstand) und die Suntastic.solar Solutions GmbH für die Abwicklung von Photovoltaik-Großprojekten.
Für alle anderen Unternehmungen bietet man seinen Gläubigern eine Sanierungsplanquote von 20 %, zahlbar innerhalb von zwei Jahren ab Annahme. Dabei handelt es sich freilich nur um das gesetzliche Mindestanbot für eine Sanierung ohne Eigenverwaltung. Inwiefern sich das aber ausgehen wird, müssen jetzt die Insolvenzverwalter überprüfen. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung findet jeweils am 10. Juli statt, die Sanierungsplantagsatzung ist für 28. August angesetzt.