Die Corona-Krise hat in den Finanzbüchern der heimischen Unternehmen Spuren hinterlassen. Laut aktueller KSV1870 Umfrage haben neun Prozent der Betriebe ihre liquiden Mittel aufgebraucht und es wird für sie schwierig, das laufende Jahr zu überstehen. Insgesamt erwartet lediglich jedes fünfte Unternehmen, langfristig keine wirtschaftlichen Probleme zu bekommen.
Trotz allem haben im Vorjahr 70 Prozent der Unternehmen teils kräftig investiert – auch wenn die Pandemie negativen Einfluss auf das Eigenkapital von etwas mehr als 40 Prozent der Firmen genommen hat. Trotz dieser Widrigkeiten bescheinigt das KSV1870 Rating mit einem Wert von 352 den heimischen Betrieben nur eine geringe Ausfallwahrscheinlichkeit.
Demnach können 80 Prozent der Betriebe nicht ausschließen, mittel- oder langfristig wirtschaftliche Probleme zu bekommen. Laut aktuellem Austrian Business Check haben neun Prozent der Betriebe ihre liquiden Mittel vollständig aufgebraucht und es ist unklar, wie es die kommenden Monate weitergehen wird. Zudem ist zwar für 27 Prozent der Befragten das laufende Jahr gesichert, darüber hinaus gibt es aber einige Fragezeichen.
Weiters sind laut eigenen Angaben aus heutiger Sicht für 13 Prozent die Jahre 2022 und 2023 gesichert, für 32 Prozent die nächsten drei bis fünf Jahre. Insgesamt erwarten gerade einmal 19 Prozent, langfristig keine finanziellen Probleme zu bekommen. „Was die Liquidität anbelangt, ist das Glas zum Teil halbleer. Dabei gibt vor allem die Kombination aus internationalen Krisenherden, aktuellen Kostenentwicklungen und wirtschaftlichen Corona-Einschnitten Anlass zur Sorge“, so Wagner.
Aktuell hat insbesondere im Burgenland eine deutlich höhere Anzahl an Unternehmen (23 %) akute Probleme mit der eigenen Liquidität. Am seltensten ist dies in Vorarlberg (1 %) und Oberösterreich (2 %) der Fall.
Investitionen trotz niedrigerem Eigenkapital
Laut Austrian Business Check haben im Vorjahr 7 von 10 Unternehmen Investitionen getätigt – 36 Prozent davon konnten ihre Vorhaben sogar zur Gänze realisieren. Zudem haben 34 Prozent in reduziertem Ausmaß investiert. In Salzburg und Vorarlberg (je 81 %) war die Investitionsquote am stärksten ausgeprägt, ebenso in den Bereichen Chemie/Pharmazie mit 84 Prozent sowie der Textilwirtschaft bzw. IT (je 83 %). Und dieser Trend soll sich heuer fortsetzen, wenn es nach den Unternehmen geht.
Demnach wollen 57 Prozent weiterhin investieren – 80 Prozent davon in ähnlichem oder sogar größerem Ausmaß als zuletzt. Im Investitionsfokus steht dabei in erster Linie der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. „Es ist wichtig und richtig, dass sich die Unternehmen von der Pandemie nicht in die Knie zwingen lassen, sondern weiterhin investieren. Auch wenn das Eigenkapital zuletzt häufiger in Mitleidenschaft gezogen wurde“, so Wagner.
Denn wie die Unternehmen bestätigen, müssen sich aktuell 41 Prozent der Betriebe mit negativen Auswirkungen der Pandemie auf das Eigenkapital auseinandersetzen. Während 42 Prozent keine Veränderung erkennen, hat sich die Situation bei 17 Prozent während der Krise sogar verbessert.
Österreichs Unternehmen stehen für Stabilität
Die Herangehensweise der österreichischen Bundesregierung in punkto finanzieller Unterstützung der Unternehmen während der Corona-Pandemie war in der Vergangenheit Ausgangspunkt zahlreicher Diskussionen. Laut KSV1870 Umfrage haben 43 Prozent der Befragten auf staatliche Haftungen oder Förderungen zurückgegriffen. Aktuell sind 14 Prozent der Betriebe auf staatliche Finanzspritzen angewiesen, um „über die Runden zu kommen“.
Am ehesten ist dies innerhalb der Industrie (37 %) und in Salzburg (19 %) der Fall, am seltensten in Oberösterreich mit sechs Prozent. Mit Blick auf das große Ganze lässt sich auch am Ende des zweiten Corona-Jahres festhalten, dass Österreichs Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit recht ordentlich gewirtschaftet haben.
Knapp drei Viertel der heimischen Unternehmen befinden sich mit einem geringen Risiko in der Klasse 300. Jeweils rund 12,4 Prozent befinden sich in den Klassen 200 (sehr geringes Risiko) und 400 (erhöhtes Risiko). Insgesamt hat es hier während der gesamten Pandemie nur geringfügige Verschiebungen gegeben, was wiederum auf ein sauberes finanzielles Fundament der österreichischen Betriebe schließen lässt.
Ein Fünftel denkt über Kredit nach
Die generelle Stabilität der heimischen Wirtschaft zeigt sich auch daran, dass im Vorjahr weniger Unternehmen einen Kredit in Anspruch genommen haben als zu Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020. Während im vergangenen Jahr 19 Prozent der Betriebe auf einen Kredit zurückgegriffen haben, waren es ein Jahr zuvor 24 Prozent.
Am häufigsten war dies zuletzt in Salzburg (39 %) und Kärnten (34 %) der Fall, ebenso innerhalb der Industrie und dem Gewerbe mit jeweils 28 Prozent. Diese Entwicklung scheint sich heuer tendenziell fortzusetzen: Zum Zeitpunkt der Umfrage haben lediglich elf Prozent angegeben, eine Kreditaufnahme zu planen, für weitere elf Prozent ist dies noch unklar.
Die häufigsten Gründe, warum ein Kredit in Erwägung gezogen wird, sind der Kauf oder die Renovierung von Immobilien, der Kauf von KFZ und der Aufbau neuer Geschäftsbereiche bzw. Produkte.
Zur Umfrage: Im Rahmen des Austrian Business Check befragt der KSV1870 zweimal pro Jahr Österreichs Unternehmen, wie es um ihre wirtschaftliche Situation bestellt ist. An der aktuellen Umfrage im März 2022, die gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent durchgeführt wurde, haben sich mehr als 1.300 heimische Unternehmen beteiligt.