Durch Inflation und Kaufkraftverlust musste der österreichische Handel im zweiten Quartal 2022 laut Statistik Austria einen inflationsbereinigten Umsatzrückgang von 3,3% verkraften. Im Lebensmitteleinzelhandel liegt das Minus bei 5,1%, im KfZ-Handel sogar bei 17,3%.
Der preisbereinigte Halbjahresvergleich 2022 (vs. 1. HJ 2021) zeigt für den gesamten Handel keine Umsatzveränderung. Allerdings hatten die heimischen (Non-Food-)Handelsbetriebe im ersten Halbjahr 2021 bis zu acht Lockdown-Wochen geschlossen.
Situation im KfZ-Handel dramatisch
„Der Handel verzeichnete heuer im zweiten Quartal in fast allen Warengruppen deutliche Verluste aufgrund der multiplen Krisen, die einen massiven Kaufkraftrückgang ausgelöst haben. Das dickste Minus verzeichnet der Autohandel, bei dem die Umsätze in Q2 im Vergleich zum Vorjahr um fast ein Fünftel eingebrochen sind. Für die Branche ist das ein Kahlschlag sondergleichen. Im Lebensmitteleinzelhandel zeigt das Minus von 5,1 Prozent deutlich, dass sich drei Viertel aller Menschen inflationsbedingt auf den Kauf günstiger Lebensmittel beschränken müssen“, bilanziert Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Teuerung führt zu Kaufkraftverlust
„Die neuesten Zahlen der Statistik Austria und das jüngste Konsumbarometer des Handelsverbandes bestätigen die dramatische Lage im Handel, auf die wir seit Monaten hinweisen. 83 Prozent der Bevölkerung bereitet die Teuerung große Sorgen. Bereits ein Viertel der Menschen hat Konsumschulden, ein Fünftel muss sich auf den Kauf lebensnotwendiger Güter beschränken. Die Verdoppelung der Insolvenzen ist ein erstes Resultat dieser Effekte. Wenn die Politik nicht rasch gegensteuert, droht 6.000 Handelsbetrieben bis Jahresende die Schließung„, so Will.
Onlinehandel: Boom vorbei
„Selbst der Onlinehandel, unser Wachstumskaiser in der letzten Dekade und gallisches Dorf während des ersten Coronapandemie-Jahres, kommt inflationsbedingt ins Straucheln. Im zweiten Quartal 2022 sind die Umsätze hierzulande um 4,8 Prozent eingebrochen. Der eCommerce-Boom ist bis auf weiteres vorbei“, sagt Will.
Energiekostenzuschuss für alle Händler und Gebührenstopp
Fazit: Die Energie-Krise, der Ukraine-Krieg, die höchste Inflationsrate seit 1975, der schwache Euro und die pandemiebedingten Kapazitätseinschränkungen in Asien führen zu einem enormen Kaufkraftverlust und stellen für den österreichischen Handel, der in Österreich 600.000 Mitarbeiter:innen beschäftigt, eine existenzielle Bedrohung dar. Die Herausforderungen werden sich 2023 noch verstärken, wenn die Energiepreiserhöhungen bei den Konsument:innen und Unternehmer:innen voll schlagend werden und die verfügbare Kaufkraft weiter sinkt. 6.000 Händler geben an bis Jahresende zu schließen, daher braucht es eine zeitnahe politische Reaktion auf diese Ausnahmesituation, auch um Stadt- und Ortskerne zu erhalten.
Der Handelsverband fordert daher:
- Energiekostenzuschuss für alle Handelsbetriebe
- Umfassende Arbeitsmarktreform, um dem Personalmangel entgegenzuwirken
- Durchgängige Abgaben- und Gebührenreform (u.a. Abschaffung der Mietvertragsgebühr)
- Weitere substanzielle Senkung der Lohnnebenkosten zur Entlastung der österreichischen Unternehmen