Im 9. Wiener Gemeindebezirk steht ein komplettes – rund 130 m2 großes – Elektrofachgeschäft samt Küchenstudio, Innenhoflager, Kundendaten, Name und Webseite (falls gewünscht) zum Verkauf. Besonders attraktiv sind vor allem die Mietkosten des Objekts.
Bei besagtem Geschäft handelt es sich um das Geschäftslokal von Radio Höndl in der Schlickgasse, unweit der Rossauer Kaserne. Der fast hundertjährige Wiener Traditions-Elektrohändler musste ja bekanntlich Mitte Dezember Insolvenz anmelden. Und da von seiner Seite keine Fortführung geplant ist sucht Inhaber Roman Stetina nun nach einem Käufer. „Ich habe mich entschlossen, mir die Fortführung des Betriebs aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr anzutun“, so Stetina im Gespräch mit ELEKTRO|branche.at. Die Chance dazu hätte er freilich, da sich die Überschuldung im sehr engen Rahmen hält.
„Die Corona-Krise haben wir noch sehr gut überstanden, die aktuellen Kostensteigerungen haben uns aber jetzt das sprichwörtliche Genick gebrochen. Unsere Fixkosten haben sich in den vergangenen Monaten rasant verdreifacht. Wir sind einfach zu klein, um das weiter stemmen zu können und bei den staatlichen Förderungen fallen wir durch den Rost. Für die eine Förderung sind wir zu klein, für die andere machen wir zu viel Umsatz. Da ich seit zwei Jahren außerdem gesundheitlich angeschlagen bin, habe ich die schwierige Entscheidung getroffen, die Reißleine zu ziehen. Ich möchte nicht irgendwann im Geschäft umfallen und mit den Beinen voraus rausgetragen werden“, so Stetina.
Mietkosten: ca. 1.200 Euro/Monat
Der Standort des Elektrofachgeschäfts in der Schlickgasse sei durchaus attraktiv, wie Stetina erzählt – eine Straßenbahnhaltestelle befindet sich beispielsweise direkt vor dem Shop. „Und vor allem ist die Miete, die rund 1.200 Euro ausmacht, für diese Lage sehr attraktiv. Sollte wieder ein Elektrohandel einziehen, kann der Vermieter laut Auskunft meines Anwalts nur eine Indexanpassung durchführen – offenbar gibt es eine solche Klausel. Bei einer anderen Branche geht das nämlich nicht, da müsste der Mietvertrag neu abgeschlossen werden. Darum habe ich mir auch gedacht, dass es schade wäre, wenn alles an den Vermieter zurückfällt. Eventuell gibt es ja einen Kollegen aus der Elektrobranche, der das Lokal brauchen kann – vielleicht als zusätzlichen Abholshop in Wien oder so.“ Auf Wunsch würde Stetina Interessenten auch den Mietvertrag zur Verfügung stellen, damit diese die rechtliche Situation genauer abklären können.
Das Mietobjekt selbst besteht aus einem ca. 65 m2 großen Geschäftslokal samt Auslagenflächen, ein ebenso großes, fix und fertiges (bis auf die Geräte) Küchenstudio im ersten Stock, ein rund 50 m2 großes Innenhoflager und diversen Büroräumlichkeiten inkl. Kleinwarenlager. „2016/17 haben wir noch 150.000 Euro in die Renovierung des Shops gesteckt und dabei auch das Küchenstudio errichtet. Die Böden und Möbel sind daher quasi neuwertig und gut in Schuss. Auch die Verkabelung haben wir damals komplett erneuert. Die Büroräumlichkeiten kann man den individuellen Bedürfnissen anpassen, wir hatten dort beispielsweise auch unsere Server stehen.“
Kundendaten inklusive
Apropos Server. Interessanten würden nicht nur das Elektrofachgeschäft samt Inventar, sondern auch Stetinas Kundendatenbank mit rund 30.000 Einträgen erhalten. „Außerdem kann der Name Höndl weiterhin genutzt werden, so das erwünscht ist. Auf Geizhals hatten wir jedenfalls sehr gute Bewertungen und die Kunden waren zufrieden. Auch im Grätzel selbst ist der Name Höndl gut bekannt und hat hier viele Stammkunden. Angeschlossen ist Höndl als eigenprofilierter ServicePartner an ElectronicPartner“, so Stetina. Zusätzlich war man auch als Hermes Paket-Shop tätig. „Das hat uns immer wieder Laufkundschaft gebracht, außerdem war es praktisch beim Versenden für unseren Webshop.
Die Bekanntheit des Elektrofachgeschäfts fußt aber hauptsächlich auf der fast 100-jährigen Geschichte des Unternehmens. Von Stetinas Großvater 1926 in der Schlickgasse gegründet bezeichnet man sich seit geraumer Zeit als „ältestes Radio-Elektrofachgeschäft in Wien“. 1935 wechselte das Elektrofachgeschäft lediglich die Straßenseite und befindet sich seitdem am aktuellen Standort. Nur eine Frage wird wohl leider für immer unbeantwortet bleiben: Warum ein Herr Stetina einen Elektrofachgeschäft namens Höndl gründet? „Was wissen wir leider auch nicht. Das war damals die Entscheidung meines Großvaters und wir haben nie gefragt.“
Weitere Infos & Besichtigungen
Interessenten sollen ihr Interesse am Elektrofachgeschäft möglichst rasch beim Insolvenzverwalter Dr. Robert Klein (office@insolvenzordnung.at) kundtun, rät Stetina. Wer sich das Geschäft zuerst einmal anschauen möchte, der kann sich gerne auch direkt an Roman Stetina (office@hoendl.at) wenden. „Derzeit dürfen wir von 9 bis 13 Uhr offenhalten, um die Restbestände abzuverkaufen. Falls wer Interesse hat, soll er sich einfach bei mir melden. Dann machen wir uns gerne einen Termin aus“, so Stetina.
Einen ersten Eindruck vom Geschäft kann man sich außerdem gleich jetzt via Google verschaffen – sowohl von außen wie auch von innen.