Unter dem Titel eines „weltweiten Effizienzprogramms“ hat Miele heute erste Details zu diversen Umstrukturierungen und zu personellen Einsparungen bekanntgegeben. Bis zu 2.700 Arbeitsstellen sollen bis Ende 2026 eingespart oder verlagert werden – beispielsweise ins polnische Miele-Werk, das ab 2027 „fast alle“ Haushaltswaschmaschinen fertigen soll.
Dem weltweiten Einbruch der Nachfrage nach Hausgeräten sowie den drastischen Preissteigerungen auf der Kostenseite konnte sich auch die Miele-Gruppe nicht entziehen. So gesehen kam die Ankündigung des deutschen Premiumherstellers heute nicht ganz so überraschend. Schließlich kamen bereits vor Monaten erste Gerüchte auf, dass der deutsche Hausgerätehersteller möglicherweise gröbere wirtschaftliche Einschnitte plant. Wie diese nun konkret aussehen sollen, hat die Geschäftsleitung heute der Belegschaft mitgeteilt.
Ziel aller (Spar-)Maßnahmen sei es, so die Geschäftsleitung, bis 2026 einen zusätzlichen finanziellen Handlungsspielraum von ca. 500 Mio. Euro zu realisieren. Dieser soll zu mehr als zwei Dritteln durch Verbesserungen auf der Umsatzseite oder durch Reduktion der Material- und Sachkosten realisiert werden; jedoch sei hier auch eine substanzielle Senkung der Personalkosten unausweichlich, heißt es. Hierdurch könnten weltweit bis zu 2.700 Stellen entfallen oder von Verlagerung betroffen sein, wobei die Umsetzung – so das Unternehmen – so sozialverträglich wie möglich erfolgen soll. Vom Abbau betroffen sind vorwiegend Stellen in den so genannten indirekten Bereichen, also nicht an den Produktionsmaschinen und Montagelinien.
Premiumsegment unter Druck
„Was wir derzeit erleben, ist keine vorübergehende Konjunkturdelle, sondern eine nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen, auf die wir uns einstellen müssen“, so die Geschäftsleitung der Miele Gruppe heute in einer internen Information an die Adresse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Dass „die Hausgerätebranche als Ganzes für das Jahr 2023 ein weltweit rückläufiges Geschäft“ hat, ist soweit bekannt. Interessant ist in diesem Sinne allerdings die Feststellung, dass sich die Abkühlungen der Märkte diesmal „besonders im Premiumsegment bemerkbar“ macht. Da zudem keine Anzeichen für eine baldige Erholung der Märkte in Sicht seien, werde man „schnell und entschlossen handeln, um aus dieser herausfordernden Situation gestärkt hervorzugehen.“
Den Rahmen hierfür soll nun eine konzernweite Kosten- und Effizienzinitiative mit der Bezeichnung „Miele Performance Program“, gerichtet auf die Strukturen, Prozesse und Kostenpositionen in allen Bereichen bilden. Zudem sind erhebliche Anstrengungen notwendig, um den Bereich Wäschepflege, die sich in einem scharfen und stark preisgetriebenen Wettbewerb befindet, wieder auf eine wirtschaftlich tragfähige Basis zu stellen. Hierfür arbeitet die Business Unit Laundry an einer noch kundenorientierteren Produktstrategie, einer schlagkräftigeren Vermarktung und der Reduzierung von Komplexität.
Miele-Waschmaschinen bald nur noch aus Polen?
Darüber hinaus ist es nach dem derzeitigen Stand der Planungen aus Kostengründen jedoch unvermeidbar, weitere Teile der Gütersloher Waschmaschinenproduktion sowie produktionsnaher Bereiche in das Miele-Werk im polnischen Ksawerów zu verlagern. Vorbehaltlich der Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretungen ist nunmehr geplant, dass in Stufen bis 2027 fast alle Waschmaschinen für den Haushalt in Ksawerów montiert werden.
Insgesamt würden im Werk Gütersloh dadurch etwa 700 Stellen schrittweise entfallen. Die übrigen Teile der dortigen Geräteproduktion wie Presswerk, Gießerei oder Bearbeitung der gegossenen Teile wären davon nicht erfasst, sondern verbleiben bis auf Weiteres in Gütersloh. Dies gilt übrigens auch für die Montage der Waschtrockner und der Kleingewerbemaschinen. Rechnet man die beschriebenen Maßnahmen zusammen, wären demnach potenziell 2.700 von derzeit etwa 23.000 Stellen betroffen. „Das sind schwerwiegende Schritte, und uns ist sehr bewusst, dass dies viele Kolleginnen und Kollegen hart treffen wird“, sagt die Geschäftsleitung weiter.
Welche Bereiche in welchem Umfang von personellen Einschnitten betroffen sein können, steht noch nicht fest, da die Details hierzu in den kommenden Monaten weiter auszuarbeiten und mit den Sozialpartnern zu verhandeln sind. Der potenzielle Stellenabbau in der genannten Höhe bedeutet aber nicht, dass auch nur annähernd so viele Kündigungen zu erwarten sind. Auch darauf wies die Geschäftsleitung hin: „Miele wäre nicht Miele, wenn der jetzt bevorstehende Umbau nicht so sozialverträglich wie möglich und in enger Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretungen gestaltet würde.“
Wie angekündigt, setze man dabei auch auf einen konstruktiven Dialog mit der deutschen IG Metall. Strategische Investitionen für Innovation und Wachstum Im Jahr des 125-jährigen Bestehens ist ein weiteres erklärtes Ziel, die Zeichen wieder auf Wachstum zu stellen. „Außerdem sind wir ein Familienunternehmen, das nicht in Quartalen denkt, sondern in Generationen“, bekräftigt die Geschäftsleitung in ihrem Ausblick auf die kommenden Jahre.
Demgemäß investiere Miele konsequent weiter in seine strategisch wichtigen Projekte. Aktuelle Beispiele sind etwa die Entwicklung der neuen Produktgenerationen, der Bau eines zusätzlichen Werkes in den USA, die vollständige Übernahme des Grillspezialisten Otto Wilde – und das angestrebte Joint Venture mit der Metall Zug AG zur Stärkung der Medizintechnik.