Am 1. April 2023 hat Susanne Harring die De’Longhi-Kenwood Österreich-Geschäftsführung vom legendären Langzeit-Chef Michael Frank offiziell übernommen. Passend zum ersten Jahrestag sprach sie nun mit ELEKTRO|branche.at über das bisher Erreichte und die Pläne für die Zukunft.
Volle Läger, gesunkene Nachfrage. 2023 war sicherlich nicht das einfachste Jahr, um nebst Deutschland (Harring ist dort bereits seit fünf Jahren im Amt, Anm.), zusätzlich auch noch die österreichische Geschäftsführung zu übernehmen. Wirtschaftlich wars damals bekanntlich eine eher holprige Zeit. Dennoch, jammern kommt für die sympathische Deutsche trotzdem nicht in Frage.
„Österreich und Deutschland haben sich 2023 doch recht ähnlich entwickelt. Das erste Halbjahr war von einer hohen Inflation und stark steigenden Zinsen geprägt. Die Händler hatten außerdem ihre Läger voll und versuchten diese möglichst schnell abzubauen. Kein Wunder, dass es mit dem Reinverkauf damals sehr schwierig war. Wir haben als Familienunternehmen aber trotzdem in den Markt investiert und unsere Neuheiten präsentiert. Und als der Rausverkauf im zweiten Halbjahr dann gut angelaufen ist, wurden wir am Ende des Jahres mit einer super Performance belohnt“, fasst Susanne Harring das vergangene Jahr in wenigen Sätzen zusammen. Insgesamt, so Harring, konnte man so die Marktanteile weiter ausbauen.
Inzwischen hat sich die Lage gravierend geändert. „Wenn ich mir die ersten beiden Monate anschaue, dann erkenne ich schon jetzt einen großen Unterschied. Die Konsumenten in Deutschland sind aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Situation massiv verunsichert und nicht gerade in Kauflaune. Es gibt zu viele schlechte Schlagzeilen. Österreich steht hier aktuell viel besser da“, so Harring. Als potenziell hoffnungsloses Krisenjahr will sie 2024 aber dennoch nicht abstempeln.
Der Unterschied machts aus
Gelernt habe sie in ihrem ersten Jahr auch, dass Deutschland und Österreich nicht zwangsläufig ident sind – gemeinsame Sprache hin oder her. „Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich die Märkte aufgestellt sind. Viele meinen ja, dass man die beiden Länder problemlos zusammenpacken kann. Aber so einfach ist es nicht“, erzählt Harring. Darum sei man auch sehr vorsichtig an die Sache rangegangen, „nicht zuletzt auch deswegen, weil wir um die besondere Stellung von De’Longhi-Kenwood am österreichischen Markt wissen. Wir sind hier die Nummer eins und haben uns über Jahre hinweg einen super Ruf erarbeitet“.
Allfällige Synergien will man aber freilich trotzdem nutzen. „Wir haben die Leadership-Teams vorsichtig zusammengeführt, da es ja durchaus Bereiche gibt, wo eine Zusammenarbeit Sinn macht. Gleichzeitig haben wir aber auch auf jene Bereiche geachtet, die in Österreich ganz einfach anders funktionieren – auch das muss man anerkennen.“
Zudem habe man übergreifende Verantwortlichkeiten geschaffen, wobei diese immer jenes Land führt, dass in dem jeweiligen Bereich mehr Kompetenz vorweisen kann. So hat Deutschland beispielsweise die Oberhand die den POS-Möbeln, während Österreich die Führung bei den Promotoren innehat. Ähnlich geht man übrigens auch beim Markenportfolio vor.
Länderspezifischen Sortimentsbeschränkungen hat man keine eingeführt. Sehr wohl wird man die Produktsortimente aber untereinander abstimmen. „Wenn wir Neuheiten einführen, dann so, dass die Channels für die Produkte in Österreich und Deutschland dieselben sind. Ist ein Produkt Fachhandelsexklusiv, dann gilt das für Österreich und Deutschland. Wenn allerdings Österreich sagt, man möchte ein zusätzliche Produkt haben, dann geht das natürlich auch. Ein aktuelles Beispiel ist hier die Rivelia ohne Milch. Die gibt es so nur in Österreich, da sich der deutsche Fachhandel nicht rantraut“, erklärt Harring.
Frau Harring, was darf sich der Handel heuer erwarten?
„Wie immer sehr viel“, lacht Harring. „Ich will nicht übertreiben, aber in Summe wird dieses Jahr sicher das innovativste aller Zeiten. Wir werden heuer 35 verschiedene Innovationen auf den Markt bringen – vom intelligenten Kenwood Foodprozessor Multipro OneTouch, über ein selbstentkalkendes Bügeleisen von Braun bis hin zur nutribullet Heißluftfritteuse mit zwei Schubfächern. Außerdem gibt’s neue Stabmixer, praktische Dampfglätter und im Herbst ein weiteres besonderes Schmankerl im Kaffeebereich. Diese Neuheit wird im Midpreis-Segment angesiedelt und daher gerade für den österreichischen Markt sehr interessant sein“.
Kürzlich wurde Harring als „BGA Woman of the year“ ausgezeichnet. Diese Ehre wird Frauen zuteil, die Top-Unternehmen lenken, vielversprechende Start-ups gegründet haben oder einflussreiche Verbände leiten und dem Thema Diversität eine hohen Stellenwert einräumen.