Heute noch ein vollwertiges Smart Home-System, ab morgen nur noch (teurer) Elektroschrott. Nach einer extrem kurzen Vorlaufzeit wird Gigaset die Server seines Smart Home-Systems per 29. März 2024 abschalten – und die dazugehörigen Produkte damit ins technische Jenseits befördern. Heftige Kritik gibt’s daran, dass Gigaset-User erst vor vier Tagen über die Abschaltung informiert wurden.
Mit dem unter dem Namen Gigaset Elements verkauften System verabschiedet sich also der nächste Cloud-basierte Smart Home-Dienst. Ein Schicksal, dass man sich bereits mit Conrad Connect, Home Connect Plus und Livisi teilt.
Hintergrund das aktuellen Abschaltung ist die Insolvenz der Gigaset Communications GmbH, das dazugehörige Verfahren wurde am 29. Jänner 2024 in Eigenverwaltung eröffnet. Der Hersteller ist zwar hauptsächlich für seine Schnurlos-Telefone bekannt, hat aber auch Smartphones und ein eigenes Smart Home-System gebaut und auf den Markt gebracht.
Chinesen haben kein Interesse am Smart Home von Gigaset
Während die Spielzeugfirma V-Tech Teile des Geschäftsbetriebes im Zuge eines Asset Deals übernommen hat, zeigen die Chinesen am Smart Home-Geschäft eher weniger Interesse. Man habe sich bemüht, einen alternativen Erwerber für diesen Geschäftsbereich zu finden, was aber trotz „intensiver Bemühungen“ nicht gelang, schreibt das Unternehmen.
In der Folge müssen jetzt die Server für die Cloud-Dienste des Smart-Home-Bereiches abgeschaltet werden. „Eine Aufrechterhaltung ist insolvenzrechtlich nicht möglich“, heißt es. Und weiter: „Dadurch werden die Apps für die Smart Home/Care Produkte und die vernetzten Sensoren und Geräte nicht mehr nutzbar sein. Sollten Sie Kamera Service Pakete gebucht haben, enden diese ebenfalls spätestens zum 29. März 2024. Hinsichtlich sämtlicher ggf. bestehender Vertragsverhältnisse wird Nichterfüllung gewählt.“ Hier finden Sie das Info-Schreiben von Gigaset im Volltext.
Umgangssprachlich zusammengefasst heißt das: Die Gigaset Elements-Geräte werden am Karfreitag sterben und man kann sie fortan als Elektroschrott bezeichnen. Da Gigaset zudem auf einen proprietären Kommunikationsstandard gesetzt hat, ist auch an eine Wiederauferstehung nicht zu denken: In offene Systeme können die Geräte nämlich nicht eingebunden werden und auch der Betrieb ohne Server ist nicht möglich. Zwar gibt es für Home Assistant eine so genannte Custom Component, also eine von Nutzern programmierte Integration. Doch auch diese setzt auf jene Server, die am Freitag abgedreht werden.
Laufende Abos werden zur Insolvenzforderung
Da eventuell laufende Abos für eine Kamera-Überwachung ebenfalls nicht fortgesetzt werden, werden daraus entstehende Forderungen quasi zu Insolvenzforderungen. Diese können beim gerichtlich bestellen Sachwalter gegen Einsendung von Nachweisen angemeldet werden. Ein entsprechendes Formular stellt Gigaset auf seiner Webseite bereit. Aber Achtung: Im Regelfall ist die Anmeldung einer solchen Insolvenzforderung den Aufwand nicht wert. Eine Rücksendung der Produkte selbst ist nicht möglich.