Die Bundesregierung hat heute das Ende des dritten harten Lockdowns und die schrittweise Öffnung von Handel und körpernahen Dienstleistungen ab Montag, 8. Februar, angekündigt. Gastronomie und Hotellerie bleiben bis auf weiteres geschlossen.
Wir begrüßen die heutige Entscheidung der Bundesregierung, den Handel ab 8. Februar unter Auflagen wieder zu öffnen. Damit bekommt der heimische Handel Hilfe zur Selbsthilfe, nachdem aktuell fast ein Drittel der Händler von Zahlungsunfähigkeit betroffen ist. 22.500 geschlossene Geschäfte mit einer Gesamtverkaufsfläche von mehr als 9 Mio. m² dürfen kommende Woche endlich wieder aufsperren. Die Gesundheit der KundInnen und MitarbeiterInnen steht dabei an erster Stelle. Hierfür haben unsere Händler umfassende Hygienemaßnahmen implementiert, um ein geordnetes Aufsperren und ein sicheres Einkaufen zu ermöglichen“, sagt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will in einer ersten Stellungnahme.
Der Handelsverband hatte sich bis zuletzt für eine Wiedereröffnung des Handels stark gemacht, in Gesprächen mit der Bundesregierung und auch durch eine Online-Petition. Mehr als 6.700 UnterstützerInnen haben die Petition unter www.arbeitsplaetzeretten.at bereits unterzeichnet. Erfreulicherweise hat die Bundesregierung die HV-Vorschläge zur Entzerrung der Kundenströme bei der heutigen Entscheidung einbezogen, wodurch eine plangemäße Öffnung ab Montag möglich wurde.
Kundenbegrenzung & Hygienekonzept
Behördlich vorgeschrieben ist u.a. eine Kundenbegrenzung (1 Kunde pro 20 m2), um große Menschenansammlungen in Geschäften und Einkaufszentren zu verhindern, die strenge Einhaltung der Abstandsregeln (mind. 2m) und das verpflichtende Tragen einer FFP2-Maske.
Etwaige Bedenken, die Wiedereröffnung der Geschäfte könnte die Corona-Fallzahlen nach oben treiben, wurden mittlerweile durch diverse wissenschaftliche Studien entkräftet. „Der Handel ist kein Corona-Hotspot, dafür sind die Aufenthaltsdauern zu gering und der Kundenkontakt zu lose. Auch in den Untersuchungen der AGES konnte keine Clusterbildung in den Geschäften nachgewiesen werden, das Infektionsgeschehen spielt sich vielmehr im privaten Haushaltsbereich ab“, ist Will überzeugt.
Darüber hinaus haben sich die Sicherheits- und Hygienekonzepte des österreichischen Handels in der Praxis bereits bewährt. Die österreichischen Händler sichern die konsequente Einhaltung der erprobten Maßnahmen zu, ebenso die Erweiterung um ein Angebot an FFP2-Masken für MitarbeiterInnen und KundInnen und die Einhaltung der Abstandsregeln. Im zehnten Monat der Corona-Krise ist auch der berühmte Babyelefant erwachsen geworden – die Händler werden die Einhaltung des zweo Meter-Mindestabstandes gewährleisten.
Die Bundesregierung greift damit also das Motto des Handelsverbandes „Leben und Wirtschaften mit dem Virus“ auf, um die milliardenschweren Kollateralschäden im Bereich der Arbeitsplätze etwas einzudämmen. Aber auch die psychosozialen Folgen, die mit jedem Lockdown einhergehen, dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Ohne Gastronomie ist es damit eine Rückkehr in den „Lockdown light“, der den österreichischen Händlern weiterhin rund 250 Mio. Euro an wöchentlichen Umsatzverlusten bescheren wird.
Umtausch & Gutscheine
„Die Verlängerung des Lockdowns für die Hotellerie und Gastronomie hat natürlich einen stark negativen Einfluss auf die Kundenfrequenzen und damit auch auf die Umsätze im Handel. Viele Betriebe, etwa der gesamte Lebensmittelgroßhandel, haben mit der Schließung von Gastronomie und Hotellerie ihre wichtigsten Kunden verloren und verzeichnen zum Teil massive Umsatzeinbrüche. Diese indirekt vom Lockdown betroffenen Betriebe warten seit Monaten auf die entsprechende Richtlinie und somit auch auf die Auszahlung der Corona-Hilfen“, fordert Raner Will.
„Die überwiegende Mehrheit der Menschen hat sich an die Corona-Maßnahmen gehalten, dafür möchten wir uns ausdrücklich bedanken. Mit der heute verkündeten Wiedereröffnung wird auch der Bevölkerung nach 34 verlorenen Einkaufstagen wieder ein Stück Freiheit zurückgegeben. Damit wird ein Teil des Lebens wieder vom privaten in den öffentlichen Bereich verlagert.“
Rainer Will
Der Handelsverband geht davon aus, dass die heimischen KonsumentInnen die Gelegenheit nutzen werden, zahlreiche Weihnachtsgeschenke endlich umzutauschen, sowie Gutscheine und Geldgeschenke einzulösen. Die Nachholeffekte werden generell unter einem Drittel liegen, da die Lockdown-Dauer eine sehr lange war – konkret 34 Einkaufstage.
„Mittelfristig braucht es jetzt ein ‚Klima der Zuversicht‘, um die schlechte Konsumstimmung und damit auch den Wirtschaftsprozess mit mehr als 600.000 Beschäftigten allein im heimischen Handel anzukurbeln. Die rapide angestiegene Sparquote von mittlerweile fast 15 Prozent ist ein Mahnmal dieser Entwicklung und gefährdet hunderttausende Arbeitsplätze“, so der Handelsverband-Chef abschließend.