Im letzten Artikel haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie lange es dauert bis Ihre Forderungen zu Geld werden (Debitoren(Kunden)-Umschlagdauer) und wie lange es dauert bis offene Lieferanten-Verbindlichkeiten von Ihnen beglichen werden (Kreditoren(Lieferanten)- Umschlagsdauer).
Nun beschäftigen wir uns mit dem Warenlager, das ebenfalls wichtige Informationen zur Kapitalbindung und damit zur benötigten Finanzierung liefert.
Umschlagshäufigkeit der Waren
Die Umschlagshäufigkeit der Waren gibt an, wie oft sich das Warenlager innerhalb der Betrachtungsperiode (= meist ein Jahr) umschlägt – das heißt, wie oft das Lager erneuert wird bzw. wie oft ein durchschnittlicher Lagerbestand während eines Geschäftsjahres komplett entnommen und ersetzt wurde.
Angestrebt ist grundsätzlich eine hohe Umschlagshäufigkeit, da hierdurch die Kapitalbindung verringert wird – aber dazu später mehr. Schauen wir uns zunächst an, wie diese berechnet wird.
Sie benötigen den Wareneinsatz und den durchschnittlichen Waren- oder Lagerbestand.
Der Wareneinsatz gibt den Wert der Menge an Waren an, die innerhalb einer Betrachtungsperiode an den Kunden verkauft oder in der Produktion verbraucht wurden. Diese Summe wird mit dem Einstandspreis (Herstellungskosten) bewertet, womit der Wareneinsatz (in Geldeinheiten) berechnet ist.
Der durchschnittliche Waren- oder Lagerbestand ergibt sich aus dem Anfangsbestand des Warenlagers zuzüglich des Endbestandes des Warenlagers geteilt durch zwei.
Beispiel:
Wareneinsatz: EUR 880.000,-
Warenbestand zum Jahresbeginn: EUR 130.000
Warenbestand zum Jahresende: EUR 190.000
Durchschnittliche Waren- oder Lagerbestand: (130.000 + 190.000) / 2 = EUR 160.000
Die Warenumschlagshäufigkeit wird nun wie folgt ermittelt:
= Wareneinsatz / Durchschnittlicher Warenbestand
= 880.000,- / 160.000,-
= 5,5
In unserem Beispiel wird der Bestand an Waren 5,5 Mal pro Jahr umgeschlagen bzw. erneuert.
Warenumschlagsdauer
Um die Dauer zu ermitteln, müssen Sie nur 365 Tage durch die Warenumschlagshäufigkeit dividieren:
365 Tage / 5,5 = 66,36
Das Warenlager „erneuert“ sich somit im Durchschnitt alle 67 Tage.
Je höher die Umschlagshäufigkeit des Warenlagers, desto geringer ist die Umschlagsdauer und somit die Kapitalbindung (geringerer Lagerbestand) und die benötigte Finanzierung. Denn steigt die Umschlagsdauer an, ist das Kapital im Warenlager länger gebunden. Es dauert daher länger bis die Waren verbraucht (verarbeitet bzw. verkauft) werden und damit gewirtschaftet werden kann.
Würde in unserem Beispiel der durchschnittliche Warenbestand 650.000,- statt 160.000 betragen, sinkt die Warenumschlagshäufigkeit auf 1,35 und die Warenumschlagshäufigkeit steigt auf rd. 271 Tage.
Sie sehen, dass die Waren dann wesentlich länger „liegen bleiben“ bzw. weniger oft erneuert werden (nur rd. alle 271 Tage) – was vom Finanzierungsstandpunkt her eher ungünstig ist. Es müssten durchschnittlich auch 650.000 statt 160.000 finanziert werden und das blockiert Mittel und kostet Zinsen. Zudem sind bei einer niedrigen Warenumschlagshäufigkeit die Lagerkosten höher, da mehr Produkte im Lager liegen, was Platz und sohin Kosten für bspw. Warenpflege verursacht. Zudem erhöht es Lagerrisiken wie Verderb von Waren, Witterungseinflüsse, Diebstahl oder das Marktpreisrisiko.
SLT Tipp: Versuchen Sie die Kennzahl für die letzten Jahre zu ermitteln und vergleichen Sie die Ergebnisse. Beschäftigen Sie sich mit der Optimierung der Lagerbewirtschaftung. Sie können die Kennzahlen für die gesamte Lagerwirtschaft berechnet oder auch nur für Teile oder gar einzelne Produkte.
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Stand: 21.03.2022; Haftung ausgeschlossen