Der April wurde geprägt von einer außergewöhnlich guten Erneuerbaren Produktion (4.801 GWh). Österreich konnte seinen eigenen Strombedarf (4.141 GWh) im April bilanziell durchgehend durch erneuerbare Energie decken – 2023 ist dies erst im Mai gelungen. Die Wasserkraft hatte im April mit 3.175 GWh einen Anteil von zwei Drittel an den erneuerbaren Energien. Im Vergleich zum April des letzten Jahres steigerte sich die Wasser-Produktion um acht Prozent. Die Windenergie trug mit 851 GWh 18 Prozent zu den Erneuerbaren bei und verzeichnete eine Erhöhung um 32 Prozent.
Der enorme Zubau von Photovoltaik über das letzte Jahr wurde im April besonders deutlich. Mit 580 GWh konnte PV im April 12 Prozent der Erneuerbaren einspeisen und damit deutlich mehr als doppelt so viel, wie im Vorjahr. Diese Zahlen belegen die enorme Dynamik beim Wachstum der erneuerbaren Energien in Österreich.
Wachstum an Erneuerbaren und Notwendigkeit gesetzlicher Rahmenbedingungen
Im Saldo konnte Österreich im April 934 GWh Strom vertraglich exportieren, während im Vorjahr nur 95 GWh exportiert wurden.
„Durch die gute Produktion aus erneuerbaren Energiequellen konnte in Österreich ein Stromüberschuss produziert werden, der dazu führte, dass Österreich (um genau zu sein die Regelzone APG) an jedem Tag im April Strom ins Ausland exportieren konnte.“, erklärt Gerhard Christiner, technischer Vorstand der APG. „Durch den starken Ausbau der Erneuerbaren schaffen wir es jedes Jahr mehr vom jährlichen Stromverbrauch durch erneuerbare Energien zu decken. Diese erfreuliche Entwicklung bedingt jedoch gerade für die zukünftigen Wachstumsraten an installierten Erneuerbaren auch den kontinuierlichen Ausbau der gesamten Strominfrastruktur bzw. auch der Speicher. Die dafür notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen – Stichwort EABG bzw. ELWG – müssen endlich auf den Weg gebracht werden.“
Redispatch zeigt bestehende Defizite auf
Um den volatilen, erneuerbaren Strom verwendbar zu machen, braucht es ein starkes Stromnetz, das den Strom dorthin transportiert, wo er gebraucht wird. Um dabei Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, wird mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen der Stromfluss gesteuert. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz thermischer und hydraulischer Kraftwerke.
„Heuer waren derartige Eingriffe bis Ende April bereits an 52 Tagen notwendig. Das verursacht Kosten, die der Stromkunde bezahlen muss. Mit Ende April lagen die durch Redispatch-Maßnahmen ausgelösten Kosten dieses Jahr bei rund 19 Millionen Euro. Ein leistungsstarkes Stromnetz mit ausreichenden Kapazitäten würde den Redispatch-Bedarf erheblich verringern und die Kosten reduzieren. Der unmittelbare Ausbau der Netzinfrastruktur hat daher oberste Priorität,“ betont Thomas Karall, kaufmännischer Vorstand der APG.
Energieaustausch innerhalb Österreichs
Über das regionale Stromnetz der APG wird auch der Energieaustausch innerhalb des Landes ermöglicht. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.
Im April konnte das windstarke Bundesland Niederösterreich (471 GWh) und das wasserstarke Bundesland Kärnten (324 GWh) den höchsten Energieüberschuss erzeugen und über das APG-Netz österreichweit zur Verfügung stellen. Wien musste mit 294 GWh, neben Vorarlberg (113 GWh), am meisten Strom aus dem Netz beziehen.
Verantwortungsvoller Stromverbrauch
Im April (KW 14 – KW 17) wurde in Österreich 4.141 GWh Strom aus dem öffentlichen Netz verbraucht – um rund sechs Prozent weniger als im April 2023 (4.413 GWh).
Es ist wichtig verantwortungsvoll beim Stromverbrauch zu agieren. Mit jeder Stromeinsparung werden auch CO2 und gesamtsystemische Kosten reduziert und damit ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Systemsicherheit geleistet. Der Trend CO2 zu reduzieren, muss weiter vorangetrieben werden. Dazu zählt auch eigenverbrauchter PV-Strom.
Allein 2023 wurden rund 2.400 MW PV in Österreich zusätzlich angeschlossen. Diese erfreuliche Tendenz ist ausdrücklich zu begrüßen, bringt jedoch große betriebliche Herausforderungen: Die vermehrte Eigenproduktion aus PV-Anlagen bringt massive Rückspeisungen von regionalen Stromüberschüssen aus den Verteilnetzen in das Übertragungsnetz der APG.
Gleichzeitig geht durch den erhöhten Eigenverbrauch auch die Datentransparenz über die lokalen Verbrauchsdaten aufgrund des fehlenden Digitalisierungsgrades verloren. Die gewohnte Verbrauchsspitze zu Mittag gibt es an sonnigen Tagen nicht mehr: Der Stromfluss dreht sich vollständig und die regionalen Stromüberschüsse müssen über das Übertragungsnetz abtransportiert werden. Das verändert auch die Strompreiskurve und führt gerade an verbrauchsschwachen Wochenenden zur Mittagzeit sogar zu negativen Marktpreisen.
Durch die mangelhafte Datentransparenz in den lokalen Verbrauchsdaten sind die aktuellen Stromverbrauchsdaten Österreichs nicht voll aussagekräftig. Der tatsächliche Stromverbrauch Österreichs kann erst mit einer durchgehend transparenten Digitalisierung aller Teile des Stromsystems festgestellt werden. Dies bedeutet, dass im April 2024 mit Sicherheit mehr Strom verbraucht wurde als gemessen wurde. Die exakten Zahlen sind aus den aktuellen lokalen und regionalen Daten jedoch noch nicht verfügbar.