100 Jahre IFA: Von der „Großen Deutschen Funkausstellung“ zur weltweit größten und bedeutendsten Messe für Consumer Electronics- und Home Appliances. Die gfu wagt einen Blick auf die Anfänge von 1924 bis 1933.
Die IFA, die weltweit größte und bedeutendste Messe für Consumer Electronics und Home Appliances, feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Im Dezember 1924 fand die IFA als „Große Deutsche Funk-Ausstellung“ in Berlin erstmals statt. Seit dieser Zeit steht die IFA für Innovation, Technologie und Unterhaltung. Anlässlich dieses Jubiläums lässt die Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics GmbH, Inhaberin der Markenrechte der IFA, 100 Jahre technische Entwicklung der Consumer Electronics- und Hausgeräte-Branche Revue passieren. Den Start machen die Anfangsjahre von 1924 bis 1933. Der erste Teil jeden Jahres handelt jeweils von der Funkausstellung, der zweite Teil berichtet über die Branche allgemein.
Geburtsjahr 1924
Der Startschuss fiel am 4. Dezember 1924 mit der ersten „Großen Deutschen Funk-Ausstellung“, die bereits 242 Aussteller und 180.000 Besucher auf einer Fläche von 7.000 qm zusammenführte. Detektorgeräte mit Kopfhörern und die ersten Röhren-Rundfunkempfänger faszinierten damals die Besucher der Messe, die vom 4. bis 14. Dezember 1924 stattfand. Eine Sonderschau mit dem Titel „Entwicklung der Funktechnik“ rundete das Angebot ab.
Die Firma Telefunken gab am 28. Januar ihre Patente zur Nutzung frei und trug damit wesentlich zur Entwicklung der deutschen Rundfunkindustrie bei. Die Senkung der Rundfunkgebühr am 1. April von jährlich 60 auf zwei Reichsmark lies aus „Schwarzhörern“ und „Zaungästen“ zahlende Rundfunkteilnehmer werden. Dies führte zu einem deutlichen Anstieg der offiziellen Hörerzahlen. Am 15. September wurde die erste, als solche gekennzeichnete, Werbesendung im Radio ausgestrahlt. Manfred von Ardenne (1907 – 1997), Naturwissenschaftler und Techniker, entwickelte die Dreifach-Röhre, den ersten integrierten Schaltkreis.
1925 mit Röhren und Trichter
Die „2. Große Deutsche Funkausstellung“ fand von 4. bis 13. September in Berlin mit 212 Ausstellern statt. Ausgestellt wurden Röhrengeräte, bei denen die einzelnen Stufen in separaten Gehäusen aufgebaut waren und so je nach Bedarf kombiniert werden konnten – die Anfänge der Modulbauweise. Neben Kopfhörern wurden auch zunehmend Trichterlautsprecher gezeigt. In einer der Sonderschauen war eine Betriebsvorführung einer kompletten Sendestation zu sehen. 370.000 Besucher zählte die Ausstellung.
Am 31. Januar erfolgte die erste Kurzwellenübertragung aus den USA. Das Programm wurde vom Sender Stuttgart weiterverbreitet. Als Dachorganisation der deutschen Rundfunkgesellschaften wurde am 15. Mai die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) gegründet. Am 1. September entfielen die „Stempelpflicht und Prüfung zur Erlangung der Audionversuchserlaubnis“ und damit die postalischen Beschränkungen für den Rundfunk. Die Folge: rasant wachsende Hörerzahlen.
Der Wendepunkt 1926
Vom 3. bis 12. September fand die „3. Große Deutsche Funkausstellung“ in Berlin statt. 250 Aussteller präsentierten ihre Produkte für 150.000 Besucher. Die Funkausstellung 1926 markiert einen Wendepunkt in der Entwicklung der Rundfunktechnik. Durch die Freigabe der technischen Beschränkungen zeigt sich eine Umwandlung von einer „komplizierten technischen Maschine“ zum Gebrauchsgegenstand mit einfacher Bedienung. Dazu trug sicher auch die Entwicklung der Mehrfachröhren bei. Eine Sonderschau führte die wichtigsten Bildübertragungsgeräte vor. Stehende Bilder wurden übertragen. Am ersten Tag der Funkausstellung, dem 3. September 1926, wurde der Berliner Funkturm eingeweiht. Der „Lange Lulatsch“, wie er von den Berlinern aufgrund seiner Höhe von 138 Metern liebevoll genannt wird, ist bis heute das Wahrzeichen des Berliner Messegeländes.
Die Deutsche Welle wurde am 7. Januar als Zentralsender für ganz Deutschland gegründet. Gustav Stresemanns „Völkerbundsrede“ wurde von Genf aus am 10. September von allen deutschen Sendern übertragen. Dies war der erste zwischenstaatliche Programmaustausch. In der Funkindustrie fand ein Ausleseprozess statt. Von ehemals 112 Mitgliedsfirmen des Verbands der Funkindustrie hatten bis zur Funkausstellung 77 Hersteller die Produktion eingestellt. Mitte 1926 gab es bereits rund 1,4 Millionen Rundfunkteilnehmer.
1927: Lautsprecher statt Kopfhörer
Zur „4. Großen Deutschen Funkausstellung“ kamen von 2. bis 11. September 290 Aussteller. Reichspostminister Dr. Georg Schätzel bezeichnete die Messe im Vergleich mit „ähnlichen Veranstaltungen des Auslandes wohl als die bedeutendste Funkausstellung der Welt“. Detektorempfänger – die meistens einen Kopfhörer erforderten – wurden nur noch von wenigen Firmen gezeigt, der vermehrte Wunsch nach einem Lautsprecher erforderte den Einsatz von Röhrenempfängern. Zudem ist von einer „Fülle der ausgestellten Netzanschlussgeräte“ die Rede, die in verschiedenen Preisklassen zu sehen waren. Die Deutsche Reichspost zeigte im Rahmen einer Sonderschau Gegensprechversuche zwischen Himmel und Erde: Vom Fuße des Funkturms wurde Funkkontakt mit einem Flugzeug aufgenommen. 96.000 Besucher kamen zur Ausstellung.
Radios konnten 1927 auch über Teilzahlung erworben werden. Zum Jahreswechsel 1927/1928 betrug die Zahl der registrierten Rundfunkteilnehmer über zwei Millionen. Mit dem „Phonovision“ genannten Verfahren gelang es erstmals Fernsehbilder auf Schellackplatten aufzuzeichnen.
1928
In diesem Jahr wurde die „Große Deutsche Funkausstellung“ bereits zum fünften Mal veranstaltet, von 31. August bis 9. September in Berlin und mit 368 Ausstellern sowie 153.000 Besuchern. Eine der Innovationen waren die sogenannten „Schirmgitterröhren“, die zu einer Leistungssteigerung und besserer Empfindlichkeit der Empfänger führten. Die Zahl der Lautsprechertypen hat sich erheblich gesteigert, darunter auch ein elektrostatischer Lautsprecher, der eine ausgezeichnete Wiedergabe besonders der hohen Töne gehabt haben soll. Als Hauptattraktion galt aber das bewegte Bild, das Fernsehen, das allerdings nur bestaunt und nicht gekauft werden konnte.
In diesem Jahr fand am 8. Februar die weltweit erste Fernsehübertragung von Großbritannien nach New York statt. Das Reichspostzentralamt gab am 31. August den Start für das „neue und künftige Telekommunikations-System“ Fernsehen frei und die deutsche Industrie begann mit der Entwicklung von Fernsehgeräten. In den USA gab es bereits das erste Fernsehprogramm mit regulärem Zeitplan. Rundfunkhören war „in“ und Röhrengeräte mit Lautsprechern ersetzten die Detektor-Empfänger. Die ersten Kombinationen aus Rundfunkgerät und Plattenspielern kamen auf den Markt. Zudem wurde das Ursprungspatent für Magnetbänder angemeldet.
1929: Beginn der Serienfertigung
320 Aussteller kamen zur „6. Großen Deutschen Funkausstellung“ von 30. August bis 8. September nach Berlin. Eine Besucherzahl konnte leider nicht ermittelt werden. Man verzeichnet einen erneuten Wendepunkt, diesmal von der handwerkmäßigen Herstellung der Rundfunkgeräte hin zur wirklichen Serienfertigung. Ein Beispiel dafür ist der Telefunken T 40 mit einer ersten Serie von 50.000 Stück. Eine neue Form wird präsentiert: Grammophon und Radio in Tisch- und Schrankausführung. Eine Sonderschau zeigte verschiedene Fernsehsysteme für 30 Zeilen-Auflösung mit Nipkowscheibe.
Die erste drahtlose Fernsehübertragung gelang am 8. März und ab 14. März wurden offizielle Fernseh-Versuchssendungen vom Reichspostzentralamt durchgeführt. Am 26. August wurde der „Deutsche Kurzwellensender“ eröffnet. In diesem Jahr begann auch der regelmäßige europäische Programmaustausch. Ende des Jahres waren vier Millionen Rundfunkteilnehmer vorhanden. Die „Deutsche Grammophon“ stellte bereits zehn Millionen Schallplatten pro Jahr her.
1930 mit Albert Einstein
Mit 363 Ausstellern steht die 7. „Große Deutsche Funkausstellung und Phonoschau“ zu Buche. Eine Besucherzahl für die Zeit zwischen 22. und 31. August ist nicht überliefert, aber ein überaus berühmter Wissenschaftler hielt die Eröffnungsrede: der Nobelpreisträger Albert Einstein. Zu den Exponaten gehörten zunehmend die sogenannten Ortsempfänger mit einfacher Bedienung und „erstklassiger äußerer Ausstattung“. Die Integration des Lautsprechers hat auch Auswirkungen auf die Gehäuseform. So wurden die Geräte nun im Hochkant-Format produziert. Es fand der Vergleich zwischen mechanischen und elektronischen Fernseh-Systemen statt und erstmals wurden Bausätze zum Selbstbau von Fernseh-Empfangsapparaten vorgestellt. Auf der Phonoschau waren alle Erzeugnisse der Phonoindustrie zu sehen, vom Koffer-Apparat bis zum Luxus-Musikschrank. Eine Sonderschau zeigte die Entstehung von Schallplattenaufnahmen.
In diesem Jahr erfolgte beim Fernsehen allmählich der Übergang von der Mechanik zur Elektronik. Am 14. Dezember demonstrierte der Physiker Manfred von Ardenne zum ersten Mal vollelektronisches Fernsehen mit einem Raster von 100 Zeilen bei 20 Bildwechseln pro Sekunde.
1931: Der erste elektronische Fernseher
Vom 21. bis 30. August fand die 8. „Große Deutsche Funkausstellung und Phonoschau“ mit 304 Ausstellern in Berlin statt. Erneut gibt es keine Angaben zu Besucherzahlen. Die Reduzierung der Preise für Radios stand im Fokus dieser Ausstellung. Damit wurde versucht, das Ersatzgeschäft zu beleben und neue Käuferschichten zu erschließen. In diesem Jahr wurde das erste elektronische Fernsehgerät vorgestellt. Zudem gab es Geräte zum Herstellen von Schallplatten-Selbstaufnahmen mit Mikrofon oder vom Rundfunk.
Das Jahr 1931 war trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Depression ein Rekordjahr für die deutsche Funkindustrie. Ursache dafür war vor allem der über Erwarten große Absatz auf dem Inlandsmarkt.
1932: Die Sensation „Superhet“
Von der 9. „Großen Deutschen Funkausstellung“ werden 283 Aussteller und 175.000 Besucher gemeldet. Als Sensation wurde der sogenannte „Superhet“-Empfänger mit verbesserten Empfangseigenschaften genannt. Im Rahmen einer Sonderschau gab es Fernsehdemonstrationen mit nicht produktionsreifen Apparaturen über einen auf dem Funkturm installierten Sender zu sehen. Der Rundfunkempfang wurde mit der Vorstellung des ersten europäischen Autoradios mobil.
Mit der als Rundfunkreform benannten „Neuregelung des Rundfunks“ wurde am 11. Juli das Radio für parteipolitische Ansprachen im Wahlkampf freigegeben, der Anfang vom Ende der Überparteilichkeit des Rundfunks. Der erste Agfacolorfilm steht für den Beginn der Farbfotografie.
1933: Leistbare Radios
Mit 256 Ausstellern wartet die 10. „Funk-Ausstellung“ von 18. bis 27. August auf und zog 250.000 Besucher an. Der Volksempfänger VE 301 begann als Gemeinschaftsproduktion der Rundfunkindustrie seinen Siegeszug. Zudem gab es Fernseh-Großprojektions-Empfänger zu sehen. Die Gesamtentwicklung der Rundfunkgeräte ging in Richtung von Geräten mit weniger Röhren bei höchster Leistung. Als „Wunder“ galten die Sender-Skalen, die fast durchweg beleuchtet und übersichtlich geeicht waren. Auch im Bereich der Lautsprecher gab es Verbesserungen beim Wirkungsgrad, den Magnetsystemen und der Membranen.
Am 30. Juni übernahm das Reichspropagandaministerium alle Kompetenzen in Rundfunkangelegenheiten. „Rundfunk in jedes deutsche Haus“ wurde als Parole ausgegeben, was durch die Produktion von billigen Kleinradios erreicht werden sollte. Das Labormodell des „Magnetophons“ (Tonband) wurde konstruiert.
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