Die Branchenvertreter zeichnen kein rosiges vom Einrichtungsfachhandel: Die Auswirkungen der KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung) sowie die geplante EU-Entwaldungsverordnung setzen der Einrichtungsbranche zu stark zu
Aufgrund des anhaltend starken Rückgangs bei Neubauten kämpfen viele Unternehmen bereits mit erheblichen Umsatzeinbußen. Zum Rückgang im Wohnungsneubau und bestehender Hürden werden zudem noch weitere praxisferne Barrieren aufgebaut. Um diese Situation zu entschärfen, fordert der österreichische Einrichtungsfachhandel sofortige Maßnahmen wie die weitere Überarbeitung bzw. Aussetzung der KIM- und EU-Entwaldungsverordnung. Insolvenzen namhafter Betriebe erzeugen zusätzlichen Druck. Die Gefahr eines Dominoeffekts könne nicht mehr vom Tisch gewischt werden, heißt es.
Kastinger: „Keine Käufer für Einrichtungen“
„Werden keine Wohnungen mehr gebaut, gibt es auch keine Käufer für Einrichtungen. Das wird den Ruin vieler Betriebe bedeuten“, sagt Hubert Kastinger, Obmann des Einrichtungsfachhandels in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) bereits seit Wochen. Weil die Branche nicht ausreichend gehört wird, wurde nun ein offener Brief an die Politik formuliert und abgeschickt. Die Einrichtungs-Branche erhofft sich auf nationaler wie europäischer Ebene noch mehr Verständnis für nötige Maßnahmen und Lösungsvorschläge.
Die Immobilien-Branche prognostiziert bis 2026 einen Rückgang der jährlichen freifinanzierten Wohnungsfertigstellungen um 90 Prozent. Diese Entwicklung trifft neben der Bauwirtschaft unmittelbar auch den Einrichtungsfachhandel, da ohne Neubauten auch keine Nachfrage nach Inneneinrichtungen vorhanden ist. Der Wertschöpfungsfaktor der Bauwirtschaft von 1:4 zeigt, dass nachgelagerte Branchen – vom Baunebengewerbe wie Maler, Elektriker oder Fliesenleger bis zu den Möbelhändlern – die fehlende Nachfrage massiv zu spüren bekommen.
Ende von KIM & Entschärfung der EU-Entwaldungsverordnung
Hinzu kommen regulatorische und bürokratische Hürden. Die KIM-Verordnung, die die Kreditvergabe bei Wohnimmobilien neu regelt, schränkt zusätzlich stark ein, weiß Kastinger: „Die Menschen kaufen weniger, mieten mehr. Gekaufte Wohnungen sind traditionell aber ein wichtiger Absatzmarkt für unsere Produkte.“ Die KIM-Verordnung muss aus unserer Sicht daher umgehend ausgesetzt werden.
Ebenso müsse die aktuell lediglich ein Jahr aufgeschobene EU-Entwaldungsverordnung, die laut den Branchenvertretern einem „Bürokratiemonster“gleichkommt, „von Grund auf überarbeitet und massiv entschärft“ werden. Diese sieht aktuell vor, dass zur Eindämmung der weltweiten Abholzung und Waldschädigung jedes Holzmöbel bis zu seinem Ursprung nachverfolgbar sein muss. Das bedeutet, dass bespielweise alle für eine Spanplatte verwendeten Bäume inklusive Standort in eine Datenbank eingetragen werden müssen.
„Es entsteht ein administrativer Aufwand, der für ein KMU nicht zu bewältigen sein wird und obendrein stehen immense Strafen im Raum“, sagt Kastinger. „Von einigen Betrieben wissen wir bereits, dass sie angesichts des drohenden administrativen Aufwandes und der Strafen, ihren Betrieb einstellen würden.“
KIM-Verordnung läuft im kommenden Jahr aus
Update (02.12.2024, 17.30 Uhr): Heute Nachmittag hat das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) bekanntgegeben, dass KIM im kommenden Jahr auslaufen wird.
„Es ist erfreulich, dass am selben Tag, an dem wir auf die dramatische Situation unserer Branche aufmerksam gemacht haben, nun eines der großen Ärgernisse aus dem Weg geräumt wird. Das Finanzmarktstabilitätsgremium hat offenbar erkannt, dass die Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-Verordnung) ein Riesenhindernis für den Wohnbau und damit auch für die Einrichtungsbranche darstellt“, freut sich Hubert Kastinger, Obmann des Einrichtungsfachhandels in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Er begrüßt damit die heute Nachmittag vom Finanzmarktstabilitätsgremium getroffene Entscheidung.