Trotz einer im Jahresvergleich deutlich reduzierten Erneuerbaren-Produktion konnte beinahe der gesamte Strombedarf im Mai durch Erneuerbare Energien gedeckt werden.
Im Vergleich zum Vorjahres-Mai ging die erneuerbare Erzeugung in den Mai-Wochen 2025 (KW 18-22) um beinahe ein Viertel (konkret um 22,9 %) zurück. Der Hauptgrund sind die gegenüber dem Vorjahr geringeren Niederschläge. Vor diesem Hintergrund ging der Anteil der Wasserkraft, die mit 3.351 GWh den Großteil der Erneuerbaren ausmacht, im Jahresvergleich deutlich zurück (minus 3,0 % Anteil an den Erneuerbaren zu Mai 2024). Die Windenergie kam bei 595 GWh (plus 1,4 % Anteil) zu liegen, während die Photovoltaik-Einspeisung 761 GWh (plus 0,9 %) zur Erzeugung nachhaltigen Stroms beisteuerte.
Rückkehr zum Import
Per Saldo ergab sich über den Gesamtmonat Mai in Österreich ein Import in der Höhe von 105 GWh (auf Basis der Fahrpläne), wobei an nur zwölf Tagen bilanziell Strom ins Ausland exportiert werden konnte. Ein gänzlich anderes Bild zeichnete sich im Vorjahres-Mai, in dem – unter anderem dank der guten Laufwassereinspeisung – an allen 31 Tagen ein bilanzieller Stromexport dokumentiert werden konnte und sich im Saldo ein Export in der Höhe von 1.300 GWh ergab. Gerade dieser Vergleich der beiden Monatssalden zeigt die extreme Volatilität des Gesamtsystems Strom in Österreich aktuell.
Starkes Übertragungsnetz für Erneuerbare
Die sichere Stromversorgung ist die Grundlage einer modernen, nachhaltigen, digitalen Gesellschaft und wesentlich für einen resilienten Wirtschafts- und Lebensstandort. Um die Versorgungssicherheit in Österreich auch künftig im weltweiten Spitzenfeld halten zu können, benötigt es einen konsequenten Um- und Ausbau hin zu einer kapazitätsstarken Strominfrastruktur. Ein fehlender oder unzureichender Ausbau des Netzes beschränkt die Integration erneuerbarer Energien, erhöht die Importabhängigkeit und schwächt in weiterer Folge den Lebens- und Wirtschaftsstandort Österreich.
Ein starkes Übertragungsnetz ist ein Garant dafür, dass erneuerbarer – und im Idealfall auch preisgünstiger Strom – österreichweit managebar beziehungsweise dieser aus dem Ausland für Österreichs Stromkund:innen verfügbar wird. Eine leistungsfähige Netzinfrastruktur ist somit nicht nur Wegbereiter für die vollumfängliche, umfassende, effiziente und verbesserte österreichweite Systemintegration der Erneuerbaren und somit für die Transformation hin zu einem leistbaren, versorgungssicheren und nachhaltigen Energiesystem, sondern auch elementar für einen florierenden Wirtschaftsstandort – insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Elektrifizierung aller Lebens- und Wirtschaftsbereiche.
Gerhard Christiner, APG-Vorstandssprecher
Um den volatilen, erneuerbaren Strom nutzbar zu machen, braucht es eben dieses starke Stromnetz, das den Strom dorthin transportiert, wo er gebraucht wird. Um dabei Überlastungen im Stromnetz zu verhindern und um die sichere Stromversorgung zu gewährleisten, werden mit sogenannten Redispatch-Maßnahmen Überlastungen vermieden. Darunter versteht man den gezielten und kontrollierten Einsatz von Kraftwerken.
Im Mai 2025 musste an fünf Tagen die Fahrweise der Kraftwerke in Österreich korrigiert werden, um Überlastungen im Stromnetz zu verhindern. Um neun Tage weniger als noch im Mai 2024. Ein anderes Bild zeigt sich in der kumulierten Betrachtung der ersten fünf Monate. Hier ist ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen: In den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 (76 Tage bis Ende Mai) war im Vergleich zur Vergleichsperiode im Vorjahr an zehn Tagen mehr Redispatching notwendig (2024: 66 Tage). Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit stärkerer Netzkapazitäten.
Im Zusammenhang mit Redispatching entstehen Kosten, die der Stromkunde zahlen muss. Bis inklusive Mai lagen die Kosten für die ersten fünf Monate des Jahres bei 30 Millionen Euro. – Kosten, die das Fehlen von Netzkapazitäten widerspiegeln. Ein negativer Effekt neben den Kosten bzw. dem steigenden CO2-Verbrauch ist das „Abregeln“ erneuerbarer Kraftwerksproduktion. Dabei werden beispielsweise Windkraftwerke oder Laufwasserkraftwerke, die zu dieser Zeit Strom produzieren, heruntergefahren, um Überlastungen im Stromnetz zu vermeiden. Seit Anfang des Jahres sind auf diese Art und Weise durch Redispatch-Maßnahmen 5.297 Megawattstunden (MWh) Strom (und somit 1.059 MWh durchschnittlich pro Monat) „verloren“ gegangen. Diese Zahlen belegen die Notwendigkeit eines modernen, resilienten, energiewirtschaftlichen Gesamtsystems mit insbesondere einer kapazitätsstarken Übertragungsnetzinfrastruktur.
Energieaustausch innerhalb Österreichs
Über das Übertragungsnetz wird von APG der Energieaustausch im gesamten Bundesgebiet gemanagt. Stromüberschüsse der einzelnen Bundesländer können dadurch österreichweit verteilt und Defizite kompensiert werden.
In Kärnten (255 GWh) und in Niederösterreich (180 GWh) wurden im Mai die höchsten Energiemengen in das APG-Netz eingespeist und damit österreichweit zur Verfügung gestellt. Von Wien (411 GWh) und Kärnten (122 GWh) wurde der meiste Strom aus dem APG-Netz bezogen.
Verantwortungsvoller Stromverbrauch
Im Mai (KW 18-22) wurden in Österreich auf Basis der aktuell vorliegenden Daten 4.990 GWh Strom aus dem öffentlichen Netz verbraucht – um rund 1,4 % mehr als im Vorjahr (4.919 GWh). Dies ist der Strombezug aus dem öffentlichen Netz (inkl. Netzverluste, ohne Pumpstrom) in der Regelzone APG. Darin ist der Verbrauch, der durch eigenproduzierten PV-Strom gedeckt wird, nicht enthalten.
Mit dem APG Powermonitor ist es der österreichischen Bevölkerung möglich, die effektivsten Stromsparstunden zu sehen und somit einen aktiven Beitrag zur CO2-Reduktion und zur Systemsicherheit zu leisten.