Bei der E-Control und dem Klimaschutzministerium herrscht Euphorie bezüglich des Anteils von erneuerbarer Energie, doch der Schein trügt.
In den letzten Wochen veröffentlichten E-Control und das Klimaschutzministerium euphorische Mitteilungen zum Ausbau erneuerbarer Energien, mit Photovoltaik als Vorzeigebeispiel. Doch ein genauer Blick ist notwendig, denn Grund zum Jubeln gibt es eigentlich nicht. Zwar übertrifft die Photovoltaik ihre Ausbauziele, doch andere wichtige Technologien wie Wind- und Wasserkraft bleiben deutlich hinter den Erwartungen zurück. Der erfreulich hohe Erneuerbaren-Anteil von 92 % resultiert aus einem gesunkenen Stromverbrauch und einem außergewöhnlich guten Jahr für Wind- und Wasser. Ohne diese günstigen Rahmenbedingungen fällt die Bilanz schnell weniger rosig aus.
Erneuerbaren Ausbau gerät ins Stocken
Ein weiterer Punkt, der noch immer übersehen wird, ist die Tatsache, dass die derzeitigen Ausbauziele längst nicht ausreichen. Die aktuellen Vorgaben des Nationalen Energie- und Klimaplan sowie des Netzinfrastrukturplan zeigen einen wesentlich höheren Bedarf an Strom. Besonders problematisch ist daher, dass sich der Zubau von PV-Anlagen bereits verlangsamt. Viele Projekte stammen aus Planungen des Vorjahres, während für das kommende Jahr gerade im gewerblichen Bereich ein deutlicher Rückgang an neuen Projekten spürbar ist.
Der immer wieder zitierte Vorschlag, Photovoltaik-Anlagen bräuchten keine Förderung mehr, ist angesichts dieser Entwicklungen kaum nachvollziehbar. Die Marktbedingungen ändern sich, aber während auf der einen Seite Kosten sinken, steigen sie an einer anderen Stelle wieder. Und der Nachfragerückgang zeigt, dass nach wie vor finanzielle Unterstützung notwendig ist, um den kontinuierlichen Ausbau sicherzustellen. Ein plötzlicher Rückzug der Förderung würde den ohnehin fragilen Fortschritt abrupt abbremsen und den ambitionierten Zielen massiv schaden.
Vera Immitzer, Geschäftsführerin Bundesverband Photovoltaic Austria