Mario Fasching wirft einen Blick auf die Kreislaufwirtschaft und wie Hersteller sich auf teure Neugeräte und langlebige Reparaturdienste einstellen.
Handel und Hersteller stehen diesem Zukunftsszenario noch ungläubig gegenüber – und übersehen dabei eine große Chance: Durch das „Recht auf Reparatur“ entsteht gerade ein Marktumfeld, in dem mit ehrlicher Leistung auch wieder ehrliches Geld verdient werden kann. Worum geht es beim Recht auf Reparatur? Die europäische Richtlinie (EU) 2024/1799 verpflichtet Hersteller bestimmter Produktgruppen – darunter Haushaltsgeräte, Fernseher und Smartphones –, künftig Reparaturen anzubieten. Und zwar auch dann, wenn die gesetzliche Gewährleistung bereits abgelaufen ist.
Das bedeutet im Klartext: Hersteller und in vielen Fällen auch Händler müssen die nötigen Strukturen schaffen. Ersatzteile bereitstellen, Reparaturdienstleistungen ermöglichen, Prozesse transparent machen. Das kostet Geld. Der Blick auf das Verbraucherverhalten zeigt: Die Entscheidung, ob repariert wird oder nicht, folgt einer simplen Logik. Solange die Reparatur weniger als rund 30 Prozent des Neupreises kostet, ist der Konsument bereit, sie in Anspruch zu nehmen. Wird diese Schwelle überschritten, tendiert er zum Neukauf.
Kreislaufwirtschaft: Teure Neugeräte für langlebigen Reparaturdienst
Daraus ergibt sich: Wenn Geräte künftig tatsächlich häufiger repariert werden sollen, dürfen Neupreise nicht zu niedrig angesetzt sein – sonst funktioniert die Rechnung nicht. Hersteller können nicht mehr wie bisher einfach billige Geräte auf den Markt werfen. Sie müssen ein funktionierendes Reparaturökosystem aufbauen und aufrechterhalten – unabhängig davon, ob der einzelne Konsument davon Gebrauch macht oder nicht. Die Kosten für diese Infrastruktur schlagen sich zwangsläufig im Endpreis nieder.
Ob daraus aber tatsächlich eine neue Kultur langlebiger Produkte entsteht oder lediglich die Gerätepreise steigen, wird sich erst zeigen. Fest steht: Die Anforderungen steigen, die Erwartungen auch. Hersteller, Händler und Reparaturbetriebe, die sich darauf einstellen, haben die Chance, den Markt wieder mitzugestalten. Zeit wird’s.
Mario Fasching, Geschäftsführer der ESECO GmbH