Mit rund 1,6 Mio. Euro Schulden und 55 Mitarbeitern musste der Grazer Traditionsbetrieb noch kurz vor Weihnachten Insolvenz anmelden. Inzwischen läuft das Sanierungsverfahren und man sieht den Neustart als große Chance für die Zukunft. Kräftig umstrukturiert muss aber trotzdem werden.
Am 21. Dezember wurde über das Vermögen der TSF Technisches Service GmbH ein Sanierungsverfahren (ohne Eigenverwaltung) eröffnet. Das seit dem Jahr 2003 in dieser Rechtsform bestehende Unternehmen geht auf ein im Jahr 1977 gegründetes Einzelunternehmen zurück, welches damals in die Gesellschaft eingebracht wurde.
Unternehmensgegenstand war und ist seit jeher die Reparatur von Haushaltsgeräten insbesondere auch die Durchführung von Garantie-Reparaturen als Servicepartner für diverse Markenhersteller und Handelsunternehmen. Im Unternehmen sind aktuell 55 Dienstnehmer beschäftigt, wobei neben dem Stammhaus in Graz auch Filialen in Wien, Wiener Neudorf, Wels und Bregenz betrieben werden.
Als Grund für die Insolvenz werden die geringen Margen bei Gerätereparaturen angeführt, insbesondere weil die Hersteller nur einen Pauschalbetrag für Garantiereparaturen bezahlen, welcher nicht indexiert wurde. Deswegen bemühte sich TSF auch weitere Geschäftsfelder zu erschließen (etwa im Bereich Gewerbegeräten und über eine Zusammenarbeit mit Immobilienbüros), die dafür nötigen Investitionen haben das Unternehmen dabei aber über Gebühr belastet. Zudem viel diese Strategieänderung mit dem Beginn der COVID19-Pandemie zusammen, was zu einem nachhaltigen Einbruch bei den Garantiereparaturen geführt habe.
Die Aktiva werden vom Schuldner mit ca. 60.000 Euro angegeben, welchen Passiva von rund 1.600.000 gegenüberstehen, welche vor allem diverse Hausgerätehersteller betreffen dürften.
Teilbereiche werden geschlossen
Im Rahmen des Sanierungsverfahrens wird das Unternehmen der TSF Technisches Service GmbH fortgeführt. Zudem hat man ein Sanierungskonzept erarbeitet, das vom Insolvenzverwalter geprüft und für umsetzbar betrachtet wird. Lediglich die Filialen Wels und Wiener Neudorf, das Verkaufslokal Graz, sowie die Teilbetriebe „Verkauf von Ersatzteilen“ und „Reparaturwerkstätte für Kleingeräte“ sowie „Online-Shop und Ersatzteilversand“ wurden im Insolvenzverfahren geschlossen. Zudem soll die Mitarbeiteranzahl auf 30 reduziert werden.
Die wirtschaftlich bedeutenden Kernbereiche der TSF Technisches Service GmbH, die Reparatur für elektrische Haushaltsgeräte und ähnlicher Geräte im Vor-Ort-Service werden in den Bundesländern und Regionen Wien, Niederösterreich, Burgenland, Vorarlberg, Steiermark und Graz unverändert aktiv weiter betrieben. Die Mitarbeiter*innen der TSF wurde in einer Versammlung vom Insolvenzverwalter Clemens Jaufer über den Verfahrensverlauf informiert.
TSF Technisches Service GmbH: Sanierung als Neustart
Die TSF sieht die Sanierung als Neustart mit großen Chancen. Der Kundendienst im Vor-Ort-Service war schon immer der Kernbereich der Firma und durch unterschiedliche Initiativen seitens der Politik (Reparaturförderung, Reparaturbon in Wien, Graz, div. Bundesländern und für 2022 angekündigt Bundesweit), rückt das Thema Reparatur und Nachhaltigkeit wieder stärker in den öffentlichen Fokus.
In enger Abstimmung zwischen dem Team des Insolvenzverwalters, der TSF Geschäftsführung und nicht zuletzt den TSF Mitarbeiter*Innen werden alle sensiblen Unternehmensbereiche neu aufgestellt, wobei bewährtes erhalten bleibt und neue Ideen konsequent umgesetzt werden.
„Nur mit unserer tollen Mannschaft konnte der Neustart so erfolgreich starten. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen zum Unternehmen und Halten wirklich hervorragend zusammen. Wie hier gemeinsam angepackt wird, sucht wirklich seinesgleichen. Die Insolvenzverwalterin hat uns mit viel Erfahrung bei der Hand genommen und leitet das Unternehmen durch den schmerzhaften Sanierungsprozess. Die anhaltend hohe Nachfrage nach unserer Reparaturdienstleistung zeigt uns auch, dass die Kunden dem Unternehmen weiterhin vertrauen“, so TSF-Geschäftsführer Mario Fasching.