Mit Vivares hat Ledvance vor wenigen Wochen ein ebenso neues wie zukunftssichere IoT-Lichtmanagementsystem (LMS) vorgestellt. ELEKTRO|branche.at sprach mit DACH-Vertriebsleiter Tobias Metsch über die Pläne mit dieser Technologie, fünf Jahre Ledvance und die im Herbst anstehende „Single Lighting Regulation“ (SLR) und „Energy Label Regulation“ (ELR) Verordnungen.
Das Vivares-System eignet sich besonders gut für alle Bürolösungen. Damit bietet Ledvance alles aus einer Hand: aufeinander abgestimmte hochwertige und attraktive LED-Leuchten, alle LMS-Komponenten, Steuerelemente, Sensoren und umfassende Services für Beleuchtungsprojekte. Das flexible System bietet zudem zwei Technologien: die drahtlose Variante über VIVARES Zigbee und die verdrahtete Version auf Basis der DALI-2-Technologie.
Plattform für weitere LMS-Aktivitäten
Offiziell vorgestellt wurde Vivares mit mehreren Online-Events quer durch Europa. „Schon allein der Titel ,Relax and Enjoy‘ sollte sinnbildlich transportieren, wie umfassend und leicht einsetzbar dieses System ist. Insgesamt haben wir damit über 1.000 Menschen in fünf Sprachen erreicht“, freut sich DACH-VL Tobias Metsch. „Vivares ist die zentrale Plattform für unsere Lichtmanagement-Aktivitäten, wobei der Schwerpunt derzeit in den Bereichen Bürobeleuchtung und büronahe Anwendungen im gewerblichen Bereich liegt, wie beispielsweise Krankenhäuser.“ Eine spätere Ausweitung auf andere Bereiche schließt Metsch freilich nicht aus, wenngleich es jetzt erstmal darum geht „das System am Markt einzuführen und Erfahrungen zu sammeln. Aktuell liegt unsere Stärke im Bürobereich, einen weiteren Ausbau würde ich aber sicher nicht ausschließen.“
DALI oder Zigbee
Vivares gibt’s aktuell in zwei Ausführungen: als Zigbee und als DALI-Version. Das drahtlose Zigbee-System ist ideal für die Modernisierung bestehender Gebäude, bei denen eine Neuverkabelung oft nicht in Frage kommt und keine tiefgreifenden baulichen Veränderungen möglich sind. Wenn ein Gebäude unter Denkmalschutz steht oder keine abgehängten Decken hat, werden Produkte benötigt, die keine zusätzlichen Steuerleitungen benötigen. Auch in Situationen, in denen die Lichtverteilung häufiger geändert werden muss, ist Vivares Zigbee die perfekte Wahl, da sich das System leicht anpassen lässt.
Vivares DALI hingegen ist die verdrahtete Lösung für langfristige Beleuchtungsprojekte, zum Beispiel in Neubauten oder bei Renovierungen mit Platz für Steuerleitungen. Alle DALI-Produkte sind DALI-2-zertifiziert und technisch aufeinander abgestimmt. Da es sich um ein offenes System handelt, ist es auch mit anderen DALI-2-Produkten kompatibel. Die Implementierung erfolgt einfach und selbsterklärend über ein browserbasiertes Inbetriebnahme-Tool. Vivares DALI ist auch bereit für das Internet der Dinge (IoT) – und damit in der Lage, Wartungs- und Energieverbrauchsberichte über die Vivares Cloud zu generieren.
„Derzeit lassen sich die beiden Systeme nicht mischen. Man müsste sich da ohnehin überlegen, ob es dafür überhaupt einen Anwendungsfall gibt. Derzeit ist es jedenfalls nicht möglich“, erklärt Metsch. Ein bisschen anders sieht die Situation in Sachen HCL-Integration aus. „Hier haben wir mit Biolux ja eine Stand-alone-Lösung, die wir künftig auch mit dem Vivares-Controller ansteuern können. Zuerst nur in der Zigbee-Version, später dann aber auch mit DALI“, so Metsch.
Services aus der Cloud
Ein weiterer Vorteil des Vivares-Systems sind die optionalen Cloud-Services. Sie ermöglichen zum Beispiel eine komfortable Ferndiagnose des Systems. Mit dem intuitiven Dashboard können unter anderem der Energieverbrauch, die Betriebsstunden der Treiber und die relevanten Beleuchtungsdaten überwacht werden. Dank des Energiemonitorings können Einsparpotenziale maximiert werden. Verschiedene Filterfunktionen geben dem Anwender die Möglichkeit, die Daten nach seinen Bedürfnissen zu analysieren. Die Lösung zur weiteren Optimierung und Dokumentation der erzielten Energieeinsparungen.
Services ohne Ende
Dabei sind diese Services auch für Fernwartungsagenden gedacht, die der Licht-Installateur seinen Kunden anbieten könnte. „Das System ist grundsätzlich sehr flexibel. Man kann alles auch ohne Cloud-Lösungen nutzen, aber freilich kann auch der Installateur auch Dienste im Bereich Facility Management anbieten. Das kommt ganz auf die Bedürfnisse des Kunden und den Voraussetzungen bei den Installateuren an. Was wir jedenfalls anbieten ist ein Wartungsmanagement, so dass man sehen kann, wie etwa Zustand der Leuchte oder des Vorschaltgerätes ist. So kann man vorausschauend planen, wann Betriebsmittel gewechselt werden müssen. Die Server dafür stehen übrigens allesamt in Europa, sodass auch sämtliche geltenden Datenschutzregularien eingehalten werden können“, so Metsch.
Ein weiterer großer Vorteil des Vivares-Systems ist, dass die Services über Updates kontinuierlich ausgebaut werden können. „Abhängig davon, welche Sensoren zur Verfügung stehen, können die Funktionalitäten über Updates ständig erweitert werden – vom Indoor-Navigationssystem bis hin zur Luftqualitätsüberwachung“, so Metsch. „Das hat dann zwar nichts mehr mit Beleuchtung im eigentlichen Sinn zu tun, erweitert die Möglichkeiten aber ungemein. Wir glauben ja, dass der Mehrwert von Lichtmanagementsystemen erst durch deren Nutzung zur Geltung kommt.“
Fünf Jahre Ledvance
„Aktuell arbeiten wir beispielsweise an einer kundenspezifische Auftragsbearbeitung mittels automatischem Online-Konfigurator. Auch werden wir im Herbst ins für uns neue Segment der Straßenbeleuchtung einsteigen. Leuchtmittel haben wir schon länger, aber jetzt bringen wir hier auch eine komplette Leuchtenfamilie für die öffentliche Beleuchtung auf den Markt“, verspricht Metsch.
Apropos Herbst. Ab dann treten überhaupt einige grundsätzliche Änderungen am Lichtmarkt in Kraft. Auslöser sind die neuen EU-Verordnungen 2019/2020 „Single Lighting Regulation“ (SLR) und 2019/2015 „Energy Label Regulation“ (ELR). Ziel sind Verbesserungen beim Umwelt- und Verbraucherschutz sowie bei der Nachhaltigkeit der Produkte. Die Verordnung unterscheidet nicht mehr zwischen Modulen, Lampen und Leuchten, sondern spricht nur noch von Lichtquellen. In Konsequenz findet die Bewertung z.B. der Energieeffizienz nur noch für die Lichtquelle statt. Relevante Produkteigenschaften werden künftig im Rahmen der Datenbank EPREL (Europäische Produktdatenbank für die Energieverbrauchskennzeichnung) neu dokumentiert. Anhand der erreichten Energieeffizienz erhält jede Lichtquelle eine neue Klassifizierung und ein neues Label zwischen A und G. zudem dürfen einige Produkte in der EU künftig nicht mehr auf den Markt gebracht werden.
Für Ledvance bedeutet das konkret die Ausphasung zahlreicher Produkte. „Etwa hundert Halogen-Produkte werden wir dann nicht mehr auf den Markt bringen dürfen, in den allermeisten Fällen gibt es aber als Alternative ein Retro-Leuchtmittel aus dem LED-Bereich. Großartige Umwälzungen wird es am Markt deswegen aber nicht geben, vielleicht ein paar Verschiebungen durch das Verbot einiger Produkte. Die ,LEDifzierung‘ geht sowieso weiter“, ist Metsch überzeugt.
Und wenn er noch einen Wunsch für die nächsten fünf Jahre offen hätte? „Ich würde mir wünschen, dass wir den Weg zu höherwertigem Licht weitergehen und wir endlich aus der Euro pro Lumen-Falle rauskommen bzw. das Bewusstsein für nachhaltiges Licht in den Köpfen verankern. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter hat beispielsweise einen viel größeren Einfluss auf die Gesamtleistung eines Unternehmens als die reinen Energiekosten. Mit gutem Licht kann man die Potenziale heben, die weitaus mehr Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens haben als die Stromrechnung. Dieses Thema sollte immer ganzheitlich betrachtet werden.“
Tobias Metsch
Vertriebsleiter DACH, LEDVANCE GmbH
www.ledvance.de