Laut aktuellem E-Commerce-Report laufen 40 % aller Online-Umsätze allein über Amazon; Die Post ist führender Logistiker.
Der Handelsverband hat gemeinsam mit ECDB die neue Studie „Top 100 Webshops in Österreich“ veröffentlicht. Der Report gibt einen umfassenden Überblick über die umsatzstärksten B2C-Onlineshops und -Marktplätze im heimischen E-Commerce-Markt. Dabei zeigen sich vor allem Amazon und Zalando im Spitzenfeld mit der Shop-Apotheke als ein Aufsteiger.
Dominanz von einigen wenigen
Bestimmt wird der E-Commerce-Markt mittlerweile ganz klar von einigen wenigen Online-Marktplätzen, allen voran von Amazon. Mit einem Bruttowarenwert von 4,3 Mrd. Euro laufen mehr als 40 % aller Online-Ausgaben der heimischen Konsumenten über diese Plattform. Davon entfällt nur etwa ein Drittel (1,2 Mrd.) auf den Umsatz, den Amazon.de mit seinem eigenen Warenangebot als Händler erzielt. Zwei Drittel fließen an Marken oder Händler, die über den Amazon Marketplace verkaufen. Mit einem Gesamtumsatz von 607 Mio. Euro ist der Online-Moderiese Zalando zweitgrößter Marktplatz in Österreich. Drittgrößter Marktplatz ist eBay (513 Mio. Euro).
Betrachtet man die Top 100 Webshops, liegt hinter den erwähnten Spitzenreitern Amazon.de und Zalando.at (Eigenumsatz: 383 Mio. Euro) die Online-Apotheke Shop-Apotheke.at (199 Mio. Euro) als einer der Aufsteiger der letzten Jahre. Die Plätze 6 und 7 stellt die Otto Gruppe mit den Webshops Ottoversand.at (172 Mio. Euro) und Universal.at (169 Mio. Euro).
Bekannte Omnichannel-Händler mischen ebenfalls in den oberen Rängen mit: Bestsecret.at (178 Mio. Euro; Platz 4), Ikea.com (164 Mio. Euro; Platz 8) und Mediamarkt.at (158 Mio. Euro; Platz 10) schaffen es in die Top 10. Auch der Food-Sektor ist prominent vertreten mit Billa.at auf Platz 12, Interspar.at auf Platz 13 und Gurkerl.at auf Platz 22.
Die stärkste Warengruppe ist abseits der durch Amazon, Shein und Otto vertretenen Generalisten die Branche Fashion & Accessoires. Ihr folgen die Kategorien Computer & Elektronik sowie Wohnen & Einrichten. Jeder vierte Online-Shop in den Top 100 ist ein Anbieter von Bekleidung, Schuhen oder Accessoires.
Unser E-Commerce-Report unterstreicht, wie dynamisch sich der österreichische Onlinehandel entwickelt. Erfreulich ist die Stärke vieler heimischer Webshops – und das in einem Marktumfeld, das von internationalen Giganten und teils unfairen Spielregeln geprägt ist. Wir sehen allerdings auch eine zunehmende Marktkonzentration im Onlinehandel. Die drei größten Marktplätze vereinen mittlerweile mehr als die Hälfte der gesamten E-Commerce-Umsätze des Landes, allein der Amazon Marktplatz mehr als 40 Prozent.
Rainer Will, Geschäftsführer Handelsverbandes
Webshops auf dem Vormarsch
Im Marktplatzranking zeigen sich auch volkswirtschaftlich dramatische Strömungen. Die chinesischen Plattformen Temu und Shein bilden den Inbegriff für Ultra Fast Fashion aus Fernost. Sie sind rasant gewachsen und belegen hier bereits den 4. und 7. Platz.
Temu hat in den letzten 12 Monaten mehr als 341 Millionen Euro in Österreich erwirtschaftet, Shein 217 Millionen. Dadurch verlieren wir hierzulande tausende Arbeitsplätze sowie Steuereinnahmen in Millionenhöhe. Es ist allerhöchste Zeit, das Vollzugsdefizit auf EU-Ebene zu beenden und Fernost-Plattformen endlich stärker in die Pflicht zu nehmen. Der EU-Vorstoß einer 2 Euro Paketgebühr auf Sendungen aus Drittstaaten ist ein entscheidender erster Schritt, der jetzt rasch in die Umsetzung kommen muss.
Rainer Will
Eine sehr positive Entwicklung kommt aus dem Inland. Mit der österreichischen Plattform Refurbed auf Platz 9 (76 Mio. Bruttowarenwert) kann sich erstmals auch der Inbegriff moderner Kreislaufwirtschaft Made in Austria in den Top 10 der größten Marktplätze platzieren.
Es ist beeindruckend, wie Refurbed es geschafft hat, sich aus dem Nichts in der Nische für Second-Hand-Elektronik zu etablieren und mit Platz 9 unter die führenden Marktplätze des Landes vorzustoßen.
Rainer Will
Starkes Wachstum und klassische Systeme
Nach einer kleinen Rückwärtsentwicklung bzw. Konsolidierung im Jahr 2023 sind die Onlineumsätze im Jahr 2024 wieder stark angestiegen: Der E-Commerce-Umsatz in Österreich kletterte auf über 10,5 Mrd. Euro und erreicht damit einen neuen Höchstwert. Der Onlinehandel macht damit bereits 15,5 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes aus. Für 2025 werden erstmals über 11 Mrd. Euro (+4,7 %) und damit ein Onlineanteil von 17,5 % erwartet.
Wer den digitalen Wandel aktiv mitgestaltet, kann im stark umkämpften E-Commerce-Markt bestehen. Unsere datenbasierten Analysen liefern wertvolle Benchmarks für Strategie, Investition und Wettbewerbsfähigkeit – gerade für heimische Anbieter.
Friedrich Schwandt, Geschäftsführer der ECDB
Bei den Top-Versanddienstleistern liegt die Österreichische Post mit 52 % klar voran, auf den Plätzen folgen DHL (34 %), DPD (28 %), GLS (17 %) und UPS (14 %).Bei den Zahlungsarten dominiert im E-Commerce die Kreditkarte – und damit insbesondere die beiden US-amerikanischen Payment-Dienstleister Visa (91 % der Shops bieten sie an) und Mastercard (91 %). Der Wallet-Provider PayPal (83 %) rangiert auf Platz 3.
Nicht verpassen
Beim eCommerce Day am 12. Juni in Wien, dem Gipfeltreffen der Branche, werden die Top-E-Commerce-Entscheider über die Ergebnisse des Reports diskutieren.