Die heute von der Statistik Austria veröffentlichte Konjunkturstatistik für den österreichischen Einzelhandel bestätigt die Gesamtjahresprognose von Handelsverband und WIFO für das Krisenjahr 2023. So hat der heimische Einzelhandel im Vorjahr laut vorläufigen Ergebnissen von Statistik Austria einen realen (inflationsbereinigten) Umsatzrückgang von 3,4 Prozent verzeichnet.
Möbel- und Elektrohandel am stärksten betroffen
Während der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) im Vorjahr ein reales Umsatzminus von 1 Prozent einfuhr, musste der Handel abseits der Grundversorgung sogar ein Minus von 5,6 Prozent verkraften. Am stärksten von den Auswirkungen der Teuerungskrise betroffen ist allerdings der Möbel- und Elektrohandel. In diesem Segment sind die Umsätze 2023 um ganze 11,5 Prozent regelrecht erodiert.
eCommerce bleibt in der Abwärtsspirale
Auch der österreichische Versand- und Internet-Einzelhandel konnte im Vorjahr wie vom HV prognostiziert nicht auf seinen Wachstumspfad zurückkehren. Ein preisbereinigtes Umsatzminus von 7,5 Prozent trifft die Branche hart.
Lebensmittelhandel weist auf irreführenden Preismonitor der AK Wien hin
Der heimische Lebensmittelhandel weist indes auf die gestern von der Arbeiterkammer Wien publizierten irreführenden Ergebnisse des jüngsten Preismonitors hin. Dabei wurden lediglich ausgewählte Einzelprodukte aus Webshops sowie aus sieben (!) Wiener Lebensmittelgeschäften untersucht. Angesichts von insgesamt 9.400 Lebensmittelgeschäften in Österreich kann hier von Repräsentativität wohl keine Rede sein.
Die offiziellen Zahlen von Eurostat und Statistik Austria sprechen übrigens eine andere Sprache. „Die Gewinnmargen des österreichischen Lebensmittelhandels haben sich zwischen 2020 und 2022 mehr als halbiert, das belegt der Abschlussbericht der Branchenuntersuchung Lebensmittel der Bundeswettbewerbsbehörde. 2022 sind die Umsätze im heimischen Lebensmittelhandel beispielsweise um real 3,2 Prozent eingebrochen, 2023 erneut um 1 Prozent“, erklärt Handelssprecher Rainer Will.
Inflationsrückblick
Im Gesamtjahr 2023 lag die allgemeine Inflationsrate in Österreich übrigens bei 7,7 % und damit um 2,3 Prozentpunkte über der allgemeinen Inflationsrate im Euroraum (5,4 %). Die Teuerungsrate bei Lebensmitteln lag hingegen im Gesamtjahr 2023 in Österreich bei 7,3 %, und damit um 0,2 Prozentpunkte unter jener im gesamten Euroraum. Im Gegensatz zu Fernwärme (+57 %) und Gas (+59 %) sowie Gastronomie (+12 %) und Reisen (+10 %) habe der Lebensmittelhandel die Inflation im Vorjahr also nicht befeuert.
Territoriale Lieferbeschränkungen kosten EU-Konsument:innen 14 Mrd. Euro jährlich
Auch der tatsächliche Preisunterschied bei Lebensmitteln zwischen Österreich und Deutschland ist deutlich geringer als von der AK kolportiert: Österreich liegt im EU-27 Lebensmittelpreisvergleich, der auf einem Index von 100 basiert, mit 106,5 beinahe gleichauf mit Deutschland mit 107. Das geht aus den aktuellen Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat hervor, laut denen es allein in Europa zehn Länder gibt, in denen das Preisniveau für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke teils deutlich über dem österreichischen liegt.
Im Preisvergleich der AK ebenfalls nicht berücksichtigt sind Rabattaktionen: Diese sind mit rund 40 % in Österreich deutlich stärker ausgeprägt als in Deutschland mit 12 %. Und: Internationale Markenartikel sind in Österreich deshalb teuer als etwa in Deutschland, weil die internationalen Hersteller einen „Österreich-Aufschlag“ an den Handel verrechnen. Dies hat auch die BWB in ihrem Bericht stark kritisiert. Diese Diskriminierung macht laut BWB einen Großteil des Preisunterschiedes zwischen den beiden Ländern aus. Europaweit kostet diese Praxis die Konsument:innen jährlich 14 Milliarden Euro, weshalb der Handelsverband seit Jahren für ein EU-weites Verbot eintritt.