Gar nicht mehr rund läuft es für den berühmtberüchtigten Internet-Ramschladen Wish. Der Umsatz der Plattform, die hauptsächlich Billigware aus China anbietet ist im Vorjahr um rund zwei Drittel zurückgegangen. Mit ein Grund dafür ist auch das Ende der EU-Steuerfreigrenze.
Mit dem Aus der 22 Euro-Steuerfreigrenze für Importe aus Drittstaaten am 1. Juli 2021 begann auch das Wish-Geschäftsmodell zu kollabieren. Bislang hat sich das in San Francisco gegründete Shopping-Portal nämlich auf den Handel mit Gadgets, Modeschmuck und Kleidung zu Niedrigpreisen konzentriert. Nicht zuletzt durch das strengere Durchgreifen der Steuerbehörden bei der Einfuhrumsatzsteuer hat der chinesische Billig-Ramsch nun allerdings enorm an Strahlkraft eingebüßt. Bereits im September 2021 zeichnete sich ab, dass sich der Import aus Drittstaaten nahezu halbierte. Hinzu kommt, dass Mitte 2021 auch neue Regelungen des Weltpostvereins in Kraft traten, die den Postversand aus China erheblich verteuerten.
Wish überlegt Rückzug aus Europa
Die Firmenerlöse brachen allein im 4. Quartal 2021 von 452 auf 120 Mio. Dollar ein. Nicht besser schauts auch bei den Umsätzen aus, die im 4. Quartal nur noch 289 Mio. Dollar (nach 794 Mio. Dollar im Vergleichszeitraum des Vorjahres) betrugen. Inzwischen zählt man auch nur noch 44 Mio. „regelmäßige“ Kunden, ein Quartal zuvor waren es noch 104 Mio. Kunden, die zumindest einmal im Monat bestellten.
Ein weniger positiver schauts für Wish aus, wenn man das gesamte Jahr betrachtet. Hier muss man nur einen vergleichsweise glimpflichen Umsatzrückgang von 16 Prozent verkraften (auf jetzt 2,1 Mrd. Dollar). Dennoch hat das Unternehmen bereits auf die neuen Voraussetzungen reagiert und will rund 15 Prozent seiner 190-köpfigen Belegschaft entlassen. Gleichzeitig überlegt man den Rückzug aus 79 Ländern. Darunter dürfte sich – so die Vermutung von Experten aufgrund der gekappten Freigrenze – auch die gesamte Europäische Union befinden.