Es raschelt im deutschen Blätterwald. Wie dortige Wirtschaftsmedien berichten, könnte die MediaSaturn-Mutter Ceconomy bald zum preiswerten Schnäppchen für Investoren und Konkurrenten werden. Zarte Anbandelungsversuche hätte es schon gegeben, fix sei freilich noch nix.
Es sei vor allem der anhaltend schwache Aktienkurs, der den Handelskonzern für Investoren und Konkurrenten interessant machen könnte, analysiert etwa das deutsche Handelsblatt. So sei der Aktienkurs seit der Abspaltung von der Metro im Jahr 2017 um mehr als 70 Prozent gefallen. Und auch die aktuellen Quartalsergebnisse könnten daran, obgleich sie auf den ersten Blick sehr vielversprechend aussehen würden, nichts ändern.
Der Teufel stecke hier nämlich im Vergleichszeitraum. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 4,9 Prozent auf 7,1 Mrd. Euro. Doch der Vergleich mit dem ersten Quartal 21/22 sei nicht aussagekräftig, schreibt das Handelsblatt. Im Vergleichszeitraum belastete nämlich ein Cyberangriff das Geschäft und ließ den Umsatz stark einbrechen. Vergleicht man dagegen mit dem ersten Quartal 20/21 sei der Umsatz aktuell 400 Mio. Euro gesunken. Und noch schlimmer: Die Verluste sind zu einem großen Teil auf die Onlineschiene zurückzuführen: Der Onlineumsatz ging – trotzt Weihnachtsgeschäfts – um 4,7 Prozent zurück.
Ceconomy als Teil einer Konsolidierung?
Zeitweise war Ceconomy an der Börse bereits weniger als 600 Mio. Euro Wert, derzeit liegt die Marktkapitalisierung bei 1,1 Mrd. Euro. Laut der Handelsblatt-Finanzanalysten sei das „keine sonderlich ambitionierte Bewertung“. Deswegen könne das Unternehmen auch durchaus zu einem möglichen Übernahmeziel werden. „Ceconomy könnte dabei auch Teil einer europäischen Konsolidierung unter den Elektronikhändlern werden“, zitiert das Wirtschaftsmedium den Handelsexperten Volker Bosse.
Finanzkreisen zufolge soll es auch schon solche Gespräche gegeben haben – etwa mit dem französischen Elektronikhändler Fnac Darty. Konkretes sei daraus freilich nicht erwachsen, eine Fusion derzeit „kein Thema“. Aber was nicht ist, kann noch werden, zumal Ceconomy selbst 24 Prozent am französischen Händler hält und damit größter Einzelaktionär ist. Weitere 20 Prozent an Fnac Darty hält zudem der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky. Der hatte ja bekanntlich bereits versucht, die damalige Ceconomy-Mutter Metro zu übernehmen.
Eine Schlüsselposition bei einer allfälligen Übernahme würde aber ohnehin Jürgen Kellerhals, Sohn des MediaMarkt-Gründers Erich Kellerhals, einnehmen. Er hält inzwischen 29 Prozent von Ceconomy, wodurch ohne ihn ohnehin nichts gehen würde.
Verlustreiches Schweden-Geschäft verkauft
Nichts gegangen ist für MediaMarkt auch in Schweden. 2006 ist man dort eingestiegen, jetzt verabschiedet man sich auch schon wieder. MediaMarktSaturn verkauft sein dortiges Geschäft an den nordeuropäischen Elektronikhändler Power International AS bzw. an seine Tochter Power Sweden. Das betrifft 29 Standorte und rund 1.300 Mitarbeiter. Im Gegenzug bekommt man eine 20-prozentige Minderheitsbeteiligung.
Große Hoffnungen legt man bei Ceconomy derweil in das aufstrebende Marktplatzgeschäft. Dabei bindet Ceconomy nicht nur auf seiner Onlineplattform, sondern auch in den Geschäften die Markenhersteller als Partner ein. „Die starken Marken machen Saturn und Media Markt nicht nur attraktiver für die Kunden“, sagt ein Handelsexperte. „Wenn die Markenhersteller ihre Produkte mit eigenen Mitarbeitern in den Geschäften präsentieren, bekommen die Kunden auch mehr Beratung.“
Und auch Vorstandschef Karsten Wildberger ortet im Marktplatzgeschäft ein solides Wachstum. Der Ausblick des Managements bleibt aber trotzdem verhalten. Selbst im besten Szenario sei für dieses Jahr nur ein leichtes Umsatzwachstum zu erwarten.