100 Jahre IFA: Von der „Großen Deutschen Funkausstellung“ zur weltweit größten und bedeutendsten Messe für Consumer Electronics- und Home Appliances. Im siebten Teil breitet sich das Mobiltelefon auf dem Markt der 90er Jahre aus und wird auch auf der IFA immer wichtiger.
Die IFA, die weltweit größte und bedeutendste Messe für Consumer Electronics und Home Appliances, feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Im Dezember 1924 fand die IFA als „Große Deutsche Funk-Ausstellung“ in Berlin erstmals statt. Seit dieser Zeit steht die IFA für Innovation, Technologie und Unterhaltung. Anlässlich dieses Jubiläums lässt die Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics GmbH, Inhaberin der Markenrechte der IFA, 100 Jahre technische Entwicklung der Consumer Electronics- und Hausgeräte-Branche Revue passieren. Folge sieben befasst sich mit den Jahren 1990 bis 1999. Der erste Teil der folgenden Abschnitte handelt von der eigentlichen Funkausstellung im jeweiligen Jahr, der zweite Teil berichtet über die Branche allgemein.
1990: HDTV- und DAB-Plattform
In diesem Jahr fand keine IFA statt.
Die Videotext-Ausstrahlung wurde zum Regelbetrieb. Dazu gab es erste Versuchssendungen im hochauflösenden Fernsehen HDTV anlässlich der Fußball Weltmeisterschaft in Italien. Die Nationale HDTV-Plattform Deutschland wurde gegründet, ebenso die National DAB-Plattform (Digital Audio Broadcast). Erstmals wurde Halbleiterspeicher ohne bewegliche Teile als Tonspeicher im Studiobetrieb verwendet. Die Digital Compact Cassette DCC und die Photo-CD wurden angekündigt. Ein sprachgesteuerter Videorecorder wurde in Japan vorgeführt. Die „Super Mario World“ Spiele kommen auf den Markt. Am 3. Oktober beschließt die DDR ihren Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland.
1991: „HiFi High End“ wird aufgegriffen
Die 38. „Internationale Funkausstellung“, vom 30. August bis 8. September, hatte 571 Aussteller aus 29 Ländern und zog knapp 516.000 Besucher an. Sie war nach Jahrzehnten wieder eine gesamtdeutsche Funkausstellung. Die Fokusthemen dieser IFA waren einerseits der offizielle Ausstrahlungsbeginn für den europäischen Standard D2-MAC und andererseits das Breitbild- oder Kinoformat 16:9, auf das die TV-Übertragung umgestellt werden sollte. Entsprechend gab es TVs mit 92 cm (36 Zoll), 82 cm (32 Zoll) und 71 cm (28 Zoll) Bild zu sehen. Mit einer Bilddiagonalen von 142 cm (56 Zoll), in 16:9, wurde ein TV-Projektionsgerät gezeigt.
Ein Videorecorder mit „Archiv-System” wurde vorgestellt. Er legte für jede Aufnahme eine elektronische Karteikarte an. Damit sollte mehr Ordnung in den eigenen Aufnahmen möglich sein. Weiterer Anziehungspunkt war der Satelliten-Empfang. Hier standen Anlagen für mehrere Teilnehmer im Fokus. Die CD bekam einige „Ableger“: CD-R, Photo-CD und CD interaktiv (CD-i). Aus dem Audiobereich ist die Vorstellung der „DCC“ zu nennen, die weiterentwickelte Compact-Cassette mit Datenkomprimierung und digitaler Aufzeichnung. Parallel dazu wurde die „Mini Disc“ (MD) gezeigt. Die kleine Platte mit 6,4 cm Durchmesser bot eine Spielzeit von 74 Minuten.
Aus dem Gesamterfolg der IFA wurde im Abschlussbericht der Bereich „HiFi High End“ herausgegriffen, ein Bereich, der sich seit der IFA 1991 auf der Messe heimisch fühlt. Einen weiteren Schwerpunkt bildete der Bereich Telekommunikation, der sich zum zweiten Mal auf der IFA präsentierte. Neuheiten aus den Kategorien Telefon (schnurlos und drahtgebunden), Anrufbeantworter, Telefax und Mobilfunk wurden präsentiert. Der Presse war damals zu entnehmen, dass aufgrund sinkender Preise eine Steigerungsrate im Markt um 30 Prozent zu erwarten war.
ARD und ZDF teilten sich im täglichen Wechsel Ort und Equipment von Halle 5 und Sommergarten. Legendär waren die Auftritte von Thomas Gottschalk und Günther Jauch im Sommergarten. Die Sonderschauen behandelten unter anderem die Themen PALplus, DAB, HDTV-Cinema, Multimedia-Anwendungen sowie Glasfaserübertragung ins Heim (Fiber to the Home, FTTH). Zudem wurde im „Technisch Wissenschaftlichen Programm“ ein Vergleich zwischen UKW und DAB vorgeführt, der die deutlichen Vorteile der digitalen Übertragung aufzeigte. Ein Vortragsprogramm für Handel und Handwerk und ein Datenschutz-Symposium rundeten das Angebot ab. Erstmals war von der IFA als „Weltleitmesse“ zu.
Auf der ersten Sitzung der nationalen HDTV-Plattform (später umbenannt in Deutsche TV-Plattform) ging es um die Formatumstellung und es wurde angemerkt, dass man einen 16:9 Fernseher auch ausgeschaltet bereits am neuen Format erkennen könne – der Fernseher erhielte endlich wieder eines der stärksten Kaufargumente, nämlich Prestige-Gewinn. Interessant war zudem, dass sich auf dem deutschen Markt in diesem Jahr insgesamt 36 Anbieter von Camcordern mit über 280 Modellen tummelten. Die Abmessungen und das Gewicht der Camcorder wurden kleiner, nur 580 Gramm beispielsweise.
Im Jänner erklärte das Bundesministerium für Post und Telekommunikation, dass es nicht mehr erforderlich sei, Parabolantennen für den Empfang von Hörfunk und Fernsehen im Rahmen einer gebührenpflichtigen Einzelgenehmigung bei der Behörde anzumelden. Das erste Pay-TV-Programm startete am 28. Februar. Am 2. März wurde der Satellit Astra 1 B gestartet. Das erste GSM-Gespräch (Global System for Mobile Communications, digitales Netz für Funktelefone) fand am 1. Juli statt.
1992: LCD-TVs kommen ins Eigenheim
In diesem Jahr fand keine IFA statt.
Anlässlich der Olympischen Winterspiele in Albertville und der Sommerspiele in Barcelona gab es erste HDTV-Test-Übertagungen in HD-MAC. Sie konnten in 800 sogenannten „Viewing Sites“ in Europa gesehen werden. Die D-Netzte auf Basis des GSM-Standards wurden in Deutschland am 1. Juli gestartet. Erste LCD-TVs mit 21,7 cm (8,5 Zoll) für den privaten Gebrauch erlebten ihre Premiere. Der von der „Motion Pictures Expert Group“ (MPEG) vorgelegte Datenkompressionsstandard für bewegte Bilder erlaubte Kompressionsraten von 200:1. DCC und MD kamen auf den europäischen Markt, dazu die Photo-CD, auf der bis zu 100 Bilder digital speicherbar waren. Camcorder bekamen einen farbigen Suchermonitor und einen Digital Image Stabilizer gegen verwackelte Aufnahmen. Ein Speicherchip im Autoradio konnte vier Minuten Verkehrsmeldungen speichern, die bei Bedarf wiedergegeben werden konnten.
1993: Der Telekommunikationsbereich wächst
Vom 27. August bis 5. September fand die 39. „Internationale Funkausstellung“ mit 571 Ausstellern aus 29 Ländern statt und knapp mehr als 446.000 Besucher wurden genannt. Vermerkt wurde, dass die fortschreitende Digitalisierung sich im Bedienungskomfort bemerkbar machte, aber ansonsten technische Sensationen Mangelware waren. Mit sogenannter OSD-Technik (On Screen Display) konnten nötige Einstellvorgänge mit Hilfe von Bildschirm-Menüs per Fernbedienung vom Sessel aus erfolgen. Immer mehr 16:9 Geräte waren zu sehen und der Surround-Ton kam. Vorgestellt wurden exklusive Design-TVs aus namhaften Design-Büros (z.B. F.A. Porsche oder Luigi Colani). PALplus mit verbesserter Bildqualität und 16:9-Formatumschaltung sollten die Käufer:innen überzeugen.
Aufsehen erregte zudem ein Laser-TV, der erstmals präsentiert wurde. Dolby-Pro-Logic für Raumklang zog in die TVs ein. Ein großes Thema bei Fernsehern war der Stand by-Verbrauch, dieser konnte auf ein Watt und weniger reduziert werden. Eine Überraschung war ein Fernseher mit Edelstahl-Gehäuse als umweltfreundlicher Prototyp. Bei den Videorecordern wurde die Einführung von „ShowView“ diskutiert. Das System ermöglichte die Programmierung der Videorecorder mittels eines Zahlencodes, der in den Programmzeitschriften abgedruckt wurde. Anders als beim sogenannten „Voice Commander“, der die Programmierung per Sprache erlaubte. Ebenfalls für Videorecorder war das sogenannte „Jugendfrei-Bit“ im VPS-Signal gedacht, eine inhaltsabhängige Kindersicherung. Der Bereich Telekommunikation belegte schon 20 Prozent der Ausstellungsfläche der IFA. Dort waren die immer handlicher gewordenen D-Netz-Funktelefone zu bewundern.
ARD und ZDF teilten sich Raum und Zeit nun aus Kostengründen blockweise. Von den privaten Programmanbietern waren SAT.1, RTL und Pro 7 mit Unterhaltungssendungen auf der IFA vertreten, n-tv präsentierte Nachrichten-Sendungen. Die Fülle an Fachveranstaltungen war im „Internationalen Mediendialog Berlin 1993“ zusammengefasst. Breitbildformat, 16:9, Eureka 95 HDTV, digitale Übertragung, Glasfasernetze und internationales Pressekolloquium gehörten beispielsweise zu den Schlagworten. Aufsehen erregten zudem Kunstinstallationen mit TV-Geräten, beispielsweise in Form einer großen Schildkröte. Die Deutsche Telekom präsentierte eine Funkrufuhr als „Piepser“.
Am 12. Mai wurde schon der dritte Astra-Satellit (1 C) gestartet, er übertrug ab 27. August nun auch ARD und ZDF, erstmals auch Programme von privaten Anbietern sowie einige dritte Programme. Durch die drei Satelliten eroberte das Astra-Satelliten-System rund 90 Prozent der Parabol-Antennen in Deutschland. Nun waren 50 Fernsehprogramme über diese Satelliten-Position empfangbar. Das Eutelsat-System bot insgesamt rund 100 Transponder für die europäische Kommunikation, beispielsweise aktuelle Berichterstattung über Satellit oder den Programmaustausch innerhalb der European Broadcasting Union (EBU). Dem Satelliten Kopernikus der Deutschen Telekom fehlten hingegen die zukunftssicheren Programmkonzepte und er wurde zum Auslaufmodell.
Insgesamt gab es bereits 3,8 Millionen Sat-TV-Haushalte im wiedervereinten Deutschland. Jeff Bezos gründete am 5. Juli in Bellevue, Washington, sein Unternehmen Amazon. Am 10. September wurde eine Vereinbarung über den „harmonisierten digitalen Video-Rundfunk“ verabschiedet, die Geburtsstunde des weltweit erfolgreichen DVB-Projekts (Digital Video Broadcasting). Nach 20jähriger Entwicklungszeit wurde das „Digital Mirror Device“, eine TV-Projektionstechnik mit 440.000 kleinen quadratischen Spiegeln auf einem Silizium-Chip, vorgestellt. Die Technologie wird auch als „Digital Light Processing“ (DLP) bezeichnet und ist heute in Projektoren zu finden. Mit „Starwing“ erschien das erste im großen Stil vermarktete 3D-Spiel Japans.
Carin (Car Information and Navigation System) hieß ein Navigationssystem für Fahrzeuge, das in diesem Jahr abschließend erprobt wurde. Die Navigationsausgabe erfolgte per Sprache und Display. Erste „Personal Digital Assistants“ (PDA) kamen auf den Markt. Der erste 32 Bit-Mikroprozessor, bekannt als „Pentium“, wurde vorgestellt. Das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung, gab das „World Wide Web“, heute besser bekannt als „Internet“, frei. „Mosaic“ hieß der erste grafikfähige Internet-Browser. Die ersten Staubsauger ohne Staubbeutel kamen in Europa auf den Markt. FCKW als Kühlmittel wurde aus den Kühl- und Gefriergeräten verbannt.
1994: TV-Geräte in fast jedem Haushalt
In diesem Jahr fand keine IFA statt.
Der deutsche Markt für Unterhaltungselektronik gehörte zu den liberalsten und damit am stärksten umkämpften der Welt. Entsprechend groß war das Angebot, beispielsweise hatten Anfang des Jahres 104 Marken für TV-Geräte 2.439 Modelle im Angebot. Die Haushaltsausstattung mit Fernsehern lag bei 95 Prozent. Am 1. Januar nahm das „Deutschlandradio“ seinen nationalen Programmbetrieb auf, eine Zusammenlegung von Deutschlandfunk, RIAS und DS-Kultur. Früher als geplant gab es ab 8. Januar bereits erste Sendungen im PALplus-Standard. PALplus-TV-Geräte sollten im Herbst im Markt sein. DAB-Feldversuche und Pilotprojekte wurden durchgeführt. Das E-Netz für Funktelefone wurde gestartet.
1995: Einführung der SMS
Die 40. „Internationale Funkausstellung“ gab es in diesem Jahr vom 26. August bis 3. September. 765 Aussteller aus 30 Ländern präsentierten ihre Produkte für knapp 500.000 Besucher. Die IFA wurde um einen Tag auf neun Tage verkürzt. Als erste wirkliche Multimedia-Messe ging die IFA ’95 in die Geschichte ein. Die folgenden Funkausstellungen haben diesen Anspruch nachdrücklich unterstrichen und zeigten, dass sich die Top-Messe der Unterhaltungselektronik inzwischen zu einer umfassenden Leistungsschau der Consumer Electronics – also auch für die Telekommunikation und die Informationstechnologie weiterentwickelt hatte.
Die fortschreitende Digitalisierung der Medien und der Techniken spielte dabei die maßgebliche Rolle. Sie ließ die Technologien und die Geräte der Unterhaltungs-, Informations- und Kommunikationselektronik zusammenwachsen. Erste flache TV-Displays kündigten sich an: „Plasmatron“ mit Diagonalen zwischen 50 und 127 cm, ein Aktivmatrix-LCD mit Plasmaentladungszellen als Schalter, ein Prototyp eines 56 cm Farb-LCDs mit Aktivmatrix sowie zwei Aktivmatrix-LCDs, die zu einem Display von 71 cm Diagonale kombiniert waren. Erste Satelliten-Empfänger für digitales Fernsehen waren auf der IFA zu sehen. Als neues Speichermedium wurde die zweilagige HDCD als „Multimedia-CD“ (MMCD) vorgestellt. Später folgte die Spezifikation der DVD (Digital Versatile Disc) sowie die DVC .
Es wurde beschlossen, dass das Berliner Messegelände bis zum Jahr 2000 auf 181.500 m² ausgebaut werden soll. Der vom Fraunhofer Institut entwickelte digitale Audio-Kompressions-Standard wurde auf den Namen mp3 getauft. Der Short Message Service (SMS) wird eingeführt. Erste Serien-Produkte für die DAB-Test standen zur Verfügung. 6,6 Millionen Rechner waren bereits mit dem Internet verbunden und ISDN steigerte die Übertragungsraten im Telefonnetz auf 64 Kilobit/s. Der Berliner Reichstag wurde vom Künstler-Paar Christo und Jean-Claude für zwei Wochen verhüllt.
1996: Geburtsjahr des „Internet Explorer“
In diesem Jahr gab es keine IFA.
Erste Plasma-TV-Geräte wurden vorgestellt, zu Preisen von rund 20.000 DM. Der digitale Übertragungsstandard DVB hatte seine kommerzielle Premiere. Prototypen für Multimediageräte waren aktuell, entweder PCs mit Fernseher-Aufrüstung oder Fernseher mit PC-Möglichkeiten. Es gab TVs mit VGA-Schnittstelle, an die sich Computer anschließen ließen. Der 21. November wurde zum „Tag des Fernsehens“ erklärt. Er soll an das erste Weltfernsehforum (21. – 22. November 1996) der UNO erinnern.
Zum Jahresende waren bereits rund 1,4 Millionen Deutsche im Internet aktiv, überwiegend mit dem Browser „Navigator“, allerdings drängte der „Internet Explorer“ in den Markt. Es war vom sogenannten „Network-Computer“ (NC) die Rede, der nur die Hälfte eines PCs kosten sollte und alles, was er für den Betrieb brauchte, vom Netz beziehen konnte. Die Olympischen Spiel in Atlanta waren laut ARD das größte Projekt der deutschen Fernsehgeschichte. Bilder von 600 Fernsehkameras wurden in alle Welt geliefert, darunter auch 16:9 Breitbild-TV.
1997: DVD-Player werden vorgestellt
Die Zahl der Aussteller bei der 41. „Internationalen Funkausstellung“ betrug 812 aus 33 Ländern. Sie fand vom 30. August bis 7. September statt und hatte rund 436.000 Besucher. Konvergenz war eines der Stichworte. Unterhaltungselektronik, Telekommunikation, der PC für zuhause und Multimedia ergaben Überschneidungen der zuvor getrennten Marktsegmente. Die Mikroelektronik förderte die Digitalisierung und ließ die „Anwendungen aufeinander zulaufen, sich verstärkt aneinander annähern und konvergieren“, war zu lesen. So waren bei der IFA inzwischen auch in sechs Hallen die Themen Telekommunikation und „Online“ breit vertreten. „Technische Knüller“ waren die Flachbildschirme.
Erste Internet-Boxen für den Anschluss an Fernseher wurden vorgestellt. Fernseher, die „nach Maß“ sowohl in technischer Hinsicht als auch in der individuellen Farbgestaltung waren, wurden präsentiert. „Home Cinema“ war ein weiteres Thema, mit Surround Sound, wahlweise auch mit drahtlosen Rück-Lautsprechern. Der Laser-TV zeigte weitere Entwicklungsschritte. Auch erste DVD-Spieler waren zu sehen, dazu CD-Recorder, mit denen die CD-Varianten CD-R (recordable) und CD-RW (rewriteable), bespielt werden konnten. Der Preis lag bei rund 1.300 DM. Für das DAB-Digitalradio kamen Endgeräte auf den Markt. Darüber hinaus wurde auf der IFA die teuerste HiFi-Anlage der Welt im Wert von 1,2 Millionen DM präsentiert.
Der Computer Deep Blue schlug Anfang Mai Schachweltmeister Kasparow. Das Projekt „Mint“ (Multimedia-Kommunikation auf integrierten Netzen und Terminals) sollte erforschen, wie sich Fernseher und Personal Computer aufeinander zu bewegen. Es war vom „Telehome“ die Rede. Der PC sollte auf den „Universal Serial Bus“ (USB) vorbereitet sein, für problemlose Ergänzungen. Die Unterscheidung zwischen „lean back“ für entspannte Fernsehnutzung und „lean forward“ am PC mit Tastatur und Maus machte die Runde. Am 18. Dezember wurde die „Initiative Digitaler Rundfunk“ ins Leben gerufen.
Neue Funktionen bei Kühlschränken ermöglichten Lebensmittel länger frisch zu halten („Vita Fresh“). Erste Wärmepumpentrockner für Privathaushalte wurden vorgestellt. Disneyland kam nach Europa. Am 31. August zeigten fast alle auf der IFA ausgestellten TV-Geräte die gleichen Bilder: In der Nacht zuvor war die Princess of Wales – Lady Diana – bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
1998: Erste MP3-Player kommen auf den Markt
In diesem Jahr fand keine IFA statt.
Die angekündigten ersten Plasma-TVs kamen auf den Markt, allerdings mit 30.000 DM deutlich teurer als angekündigt. Anfang dieses Jahres empfingen bereits rund 34 Prozent der TV-Haushalte in Deutschland das Signal über Satellit. Für Dienste wie Video on Demand, Telearbeit, Telelernen oder Teleshopping diente der Telefonanschluss als „Rückkanal“. Mit Techniken wie DSL (Digital Subscriber Line), ADSL (A = Asymmetric) oder HDSL (H = High Bitrate) sollte dieser breitbandig gemacht werden, um auch über diesen Weg direkt Breitbanddienste (auch Video) liefern zu können.
Der Funkübertragungsstandard Bluetooth wurde im Februar vorgestellt. Die EU führte die Energie-Label zur Einstufung von Elektrogeräten ein und Funkempfänger (Pager) meldeten das Programmende von Waschmaschine und Trockner. Die ersten mp3-Player kamen auf den Markt. Die „Initiative Digitaler Rundfunk“ (IDR) beschloss den Umstieg auf digitalen Rundfunk bis 2010. Das Unternehmen Google wurde gegründet.
1999: Mobiles Internet wird greifbar
Mit knapp 377.000 Besuchern wartete die 42. „Internationale Funkausstellung“, die vom 28. August bis 5. September stattfand, auf. 872 Austeller aus 36 Ländern zeigten Ihre Produkte und Neuheiten. Die Branche versprach sich einen Aufschwung von der Digitalisierung des Fernsehens; vorerst nur über Kabel und Satellit möglich. Die Vorteile der Digitalisierung waren exzellente Bildqualität und die Übertragbarkeit eines Vielfachen von TV-Programmen über dieselben Kanäle. TV-Geräte waren mit integrierten „Internet-Boxen“ ebenso zu haben wie Internet-Boxen für den Anschluss an vorhandene Fernseher. Interaktivität war das Schlüsselwort für die Zukunft des Fernsehens. Ein Camcorder mit eingebautem Fotodrucker wurde präsentiert.
Viele Aussteller präsentierten neue DVD-Player mit unterschiedlichster Ausstattung. Zudem war die beschreibbare DVD mit der Weiterentwicklung der DVD-R als DVD-WR zu sehen. Auch die bespielbare Mini Disc wurde präsentiert und einige mp3-Player. Als Zukunftsthemen kamen die sogenannte „Multimedia-Home-Plattform“ und die terrestrische Übertragung digitaler Signale zur Sprache. Internet, Telefon und Fernsehen sollten in Zukunft aus einer Steckdose, der Homeway-Dose, einer Weltneuheit, kommen. Mobiltelefone ermöglichten den Internetzugriff über das Mobilfunknetz. Weltweit verfügbare Informationen aus dem Internet konnten über das Mobilfunknetz empfangen und auf dem Handy-Display abgelesen werden.
Der neue globale Standard WAP (Wireless Application Protocol) machte es möglich. Bei den Neuheiten nicht fehlen soll auch SWIFT, das „Radio zum Lesen“. SWIFT (System for Wireless Infotainment Forwarding and Distributing) war ein neuer Datendienst, den Rundfunkstationen nutzten, um Textinformationen anbieten zu können. In diesem Jahr, noch als „zukunftsweisende Kuriosität“ bezeichnet, wurden High-Tech-Kühlschränke mit eingebautem Flachbildschirm, ähnlich einem im Frühjahr vorgestellten Microwellen-Herd mit Flachbildschirm, vorgestellt. Alle im Kühlschrank gehaltenen Vorräte konnten am Bildschirm überprüft werden. Sollte etwas fehlen genüge ein Knopfdruck, und die Bestellung werde über das Internet aufgegeben. Selbstverständlich konnte man während der Küchenarbeit im Internet surfen, z.B. Anbieter:innen von Kochrezepten über die Bibliothek ermitteln usw.. Auf dieser IFA wurde zudem das erste eBooks vorgestellt.
Die Organisation zur Standardisierung und Zertifizierung von Produkten für die drahtlose Datenübertragung, die Wireless Ethernet Compatibility Alliance (WECA), später in WiFi Alliance umbenannt, wurde am 20. Juni gegründet. Im Internet waren 43 Millionen Rechner. Mit dem Start von DSL stießen die Datenleitungen in die Megabit/s-Regionen vor.
Hier geht es zu Teil 1 der IFA-Historie (1924 – 1933)
Hier geht es zu Teil 2 der IFA-Historie (1934 – 1949)
Hier geht es zu Teil 3 der IFA-Historie (1950– 1959)
Hier geht es zu Teil 4 der IFA-Historie (1960 – 1969)
Hier geht es zu Teil 5 der IFA-Historie (1970 – 1979)
Hier geht es zu Teil 8 der IFA-Historie (2000 – 2009)
Hier geht es zu Teil 9 der IFA-Historie (2010 – 2019)
Hier geht es zu Teil 10 der IFA-Historie (2020-2024)